Fahrplan für eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik
Paul Söhnlein
Selbstständiger Repräsentant des Bundesverbandes
mittelständischer Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands
Fahrplan 2030 – 12-Punkte-Plan
Verantwortlich ist man nicht nur, für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut (Laotse). Deshalb hat die durch den DER MITTELSTAND (BVMW e.V.) in’s Leben gerufene MittelstandsAllianz (ein Bündnis, bestehend aus zahlreichen mittelstandsorientierten Verbänden – sowohl aus spezifischen Branchen als auch branchenübergreifend) einen 12-Punkte-Plan erarbeitet. Enorm profitiert hat man von der umfassenden Fachkenntnis von über 30 Partnerverbänden („das Rad nicht neu erfinden“).
Ziel: Empfehlungen für die kommenden Gesetzgebungsperioden in allen Politikfeldern zu formulieren, die für den deutschen Mittelstand von Bedeutung sind. [99,3% sämtlicher Unternehmen in Deutschland zählen zu den „KMU“; 75% aller Lehrlinge werden vom Mittelstand ausgebildet; 51,3% sämtlicher sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten bei KMU; 96,9% der deutschen Exporteure sind KMU]! Die daraus resultierenden Vorschläge für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik basieren auf den gemeinsamen Grundprinzipien der Mittelstandsallianz.
Diese konkreten Maßnahmen schlagen die Expertinnen und Experten aus dem Mittelstand vor (aus Platzgründen können hier nur die Überschriften wiedergeben werden.
Der vollständige 12-Punkte-Plan ist nachzulesen unter: www.bvmw.de/de/mittelstandsallianz/12-punkte-plan/wettbewerb):
1. Wettbewerb: Wir brauchen mehr Unternehmer:innen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze in zukunftsfähigen Wirtschaftsbereichen schaffen und damit für eine standortgebundene Wertschöpfung stehen.
2. Digitalisierung: Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands steht in einer zunehmend vernetzten und digitalen Welt vor neuen Herausforderungen. Deutschland braucht mehr Mut und Entschlossenheit auf allen politischen Ebenen, um die Digitalisierung voranzutreiben.
3. Arbeitsmarkt: Zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen beklagen die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes. Hier gilt es, die Mechanismen grundsätzlich zu modernisieren.
4. Selbstständigkeit & Unternehmertum: Selbstständigkeit ist ein elementarer Bestandteil des Wirtschaftssystems – vor allem in einer digitalen Wirtschaft, die Arbeitsaufträge immer mehr als Projekte versteht.
5. Mobilität und Logistik: Reisen, Warenverkehr und Dienstleistungen sind nicht mehr an Grenzen geknüpft und müssen durch wenig Bürokratie und schnelle Abwicklung effizient und nachhaltig fließen können.
6. Bildung und Qualifizierung: Vor allem durch eine verbesserte Bildung lässt sich dem zunehmenden Fachkräftemangel auf Dauer entgegenwirken.
7. Finanzierung: Gerade junge Unternehmen brauchen alternative Finanzierungswege. Um Finanzkrisen vorzubeugen, sind Transparenz auf den Finanzmärkten und unabhängige Aufsichtsbehörden notwendig.
8. Steuern: Mittelständler:innen wenden in Deutschland durchschnittlich 218 Stunden pro Jahr für Steuerbürokratie auf – 79 Stunden mehr als beispielsweise in Frankreich.
9. Energie- und Rohstoffwende: Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft brauchen wir eine möglichst dezentrale und verbrauchsnahe Energieerzeugung, umfassende Ressourcenschonung und mehr Recycling.
10. Gesundheit: Frühzeitige Prävention nützt den Menschen und vermeidet teure Behandlungen. Denken wir um – weg von der reinen Versorgung von Kranken, hin zur aktiven Förderung der Gesundheit.
11. Immobilien: Geeignete Flächen zum Wohnen und für Gewerbe sind inzwischen nicht mehr nur in Ballungsräumen schwierig zu finden, sondern zunehmend auch in ländlichen Regionen.
12. Europa und International: Die EU ist der größte gemeinsame Markt der Welt und Garant für Frieden und Stabilität. Die Mitgliedsstaaten teilen gemeinsame Werte und die Freiheiten des Binnenmarkts.
Viele der aufgeführten Punkte betreffen durchaus die lokale Politik vor Ort – gemeinsam gilt es Möglichkeiten zu heben, damit es auch in Zukunft einen Mittelstand gibt.