Kinderhaus erhält Urkunde für Reggio-Pädagogik / Langjährige Leiterin Petra Henle-Dietzel verabschiedet 

Erster Bürgermeister Kurt Krömer und das Team des Kinderhauses
Foto: Stadt Stein

Das Kinderhaus der Stadt Stein hat erneut die Anerkennung für die Reggio-Pädagogik erhalten. In ganz Franken gibt es nur zwei Kindertagesstätten, die dieses Prädikat tragen dürfen. Die zweite Einrichtung befindet sich in Unterfranken. Die offizielle Urkunde überreichte am Samstag (2.3.2024) Katharina Brieger, die geschäftsführende Vorständin des Vereins Dialog Reggio, an die beiden Einrichtungsleiterinnen des Kinderhauses Petra Henle-Dietzel und Claudia Cwikla im Beisein des Ersten Bürgermeisters Kurt Krömer. 

„Unsere Leiterin des Kinderhauses, Petra Henle-Dietzel, hat die Reggio-Pädagogik verinnerlicht, wie kaum jemand anderer. Das Kinderhaus hat damit in der gesamten Region ein Alleinstellungsmerkmal, das viele Eltern schätzen“, sagte Kurt Krömer. Er bedankte sich bei dem 21-köpfigen Team des Kinderhauses für dieses Engagement „zum Wohl der Kinder, die immer im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen“. 

Die Reggio-Pädagogik ist ein Erziehungsmodell, bei dem Kinder als eifrige Entdecker der Welt betrachtet werden und selbst entscheiden, was sie lernen wollen. Die Reggio-Pädagogik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kindertagesstätten der Stadt Reggio Emilia in Norditalien entwickelt. Die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) hat die Reggio-Pädagogik im Jahr 2010 als weltweit beste frühkindliche Pädagogik anerkannt. 

Im Steiner Kinderhaus gibt es zum Beispiel um neun Uhr eine gemeinsame Besprechung, bei der die Kinder entscheiden, wie der Tag gestaltet wird. 

„Dabei entstehen immer wieder spontane Ideen, auf die wir uns dann zusammen mit den Kindern einlassen“, berichtet Petra Henle-Dietzel. So hatte jüngst ein Kind am Wochenende eine Wurzel gefunden und am Montag ins Kinderhaus mitgebracht. Gemeinsam sei entscheiden worden, herauszufinden, von welcher Pflanze die Wurzel stammt. „Es sind daraus gleich mehrere gemeinsame Projekte entstanden“, berichtet Petra Henle-Dietzel. So wurde die Wurzel unter anderem von den Kindern unter dem Mikroskop untersucht. 

Die Kinder im Kinderhaus haben eine Vielfalt an Alltagsgegenständen und Materialien, die keine Geschichte haben. Sie nutzen reale Gegenstände für ihre Auseinandersetzung mit der Welt und Material mit dem sie noch keine Vorerfahrungen gesammelt haben. 

So präsentierten die Pädagogen jüngst Blenden von Steckdosen. Die Kinder fingen an, aus den Blenden Figuren zu erschaffen, andere legten diese auf einen Projektor. Es entstanden Schattenbilder. Eine weitere Kindergruppe verwendete das Material im Rollenspiel. Bei ihrem Picknick wurden sie zu Saftspendern. 

„Diese Impulse regen die Phantasie und Kreativität der Kinder im Spiel an. Durchs Neuentdecken und Erforschen der Materialien, sammeln die Kinder Erfahrungen und entwickeln so ihr Wissen von der Welt“, erläutert Petra Henle-Dietzel. 

Erstmals erhielt das Kinderhaus im Jahr 2009 die Anerkennung für die Reggio- Pädagogik. Die Re-Anerkennung ist vier Jahre lang gültig. „Das Kinderhaus musste dazu elf Kriterien erfüllen“, erläuterte Katharina Brieger vom Verein Dialog Reggio, der in Deutschland die Anerkennungen von Kindertagesstätten durchführt. Das Kinderhaus musste außerdem ein Projekt mit den Kindern durchführen. 

Verabschiedung von Petra Henle-Dietzel 

Erster Bürgermeister Kurt Krömer zusammen mit Kinderhausleiterin Petra Henle-Dietzel und der Urkunde für die Reggio-Pädagogik
Foto: Stadt Stein

Das Kinderhaus besuchen rund 100 Kinder. Es wurde 1995 eröffnet. Seit dieser Zeit leitet Petra Henle-Dietzel die Einrichtung. Nun steht aber nach fast 30 Jahren ein Wechsel an: Petra Henle-Dietzel wurde am Samstag nach der Urkundenübergabe als Leiterin offiziell in den Ruhestand verabschiedet. 

„Sie hat diese Aufgabe nicht einfach nur als einen Job angesehen, sondern als eine Berufung, die von Herzen kommt“, würdigte Kurt Krömer die Verdienste der Kinderhaus-Leiterin. „Auch als 2009 im Kinderhaus die erste Steiner Kinderkrippe eröffnet wurden, hat sie sich stark eingebracht und war dabei immer ein Teamplayer.“ 

Nachfolgerin wird Claudia Cwikla, die seit 1998 im Kinderhaus arbeitet. Sie will die Reggio-Pädagogik fortsetzen, wie sie am Samstag betonte. Auch das gesamte Kinderhaus-Team sowie der Elternbereit und der Förderverein verabschiedete sich von Petra Henle-Dietzel. 

Das letzte Wort hatten bei der Verabschiedungsfeier am Samstag die Kinder, die in einem Video gefragt wurden, was denn Rente eigentlich bedeutet. Die Antwort eines Kindes lautete: „Da kann man daheimbleiben, bekommt aber weiterhin Geld.“ 

Erster Bürgermeister Kurt Krömer, die künftige Leiterin Claudia Cwikla, Kinderhaus-Leiterin Petra Henle-Dietzel und Katharina Brieger vom Verein Dialog Reggio (v.l.n.r.)
Foto: Stadt Stein
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