Weihnachtliches Nürnberg auch ohne Christkindlesmarkt

Erstmals in der Nachkriegsgeschichte Nürnbergs findet heuer wegen der Corona-Krise kein Christkindlesmarkt statt. Für viele Menschen eine große Enttäuschung, gehörte doch für viele der leuchtende und nach gebrannten Mandel, Lebkuchen, Glühwein und Bratwürsten duftende Markt oder die historische Postkutsche, die durch die Altstadt zuckelt, zu der vorweihnachtlichen Stimmung dazu. Ebenso gehört das Nürnberger Christkind dazu, das seinen Prolog am Freitag vor dem ersten Advent, von der Empore der Frauenkirche aus, in alle Welt sendet. Um diese Stimmung nicht ganz verwirken zu lassen, und ihren Ruf als Weihnachtsstadt zu erhalten, hat die Stadt ein Programm ausgearbeitet, das sie auf einer virtuellen Pressekonferenz bekannt gab.

„Eine moderne und stimmungsvolle Atmosphäre in der Altstadt ist für die Attraktivität als Weihnachtsstadt von zentraler Bedeutung“, leitete Oberbürgermeister Marcus König ein. Die schwierigste Entscheidung seit seinem Amtsantritt war, den Christkindlesmarkt absagen zu müssen. „Es braucht ein klares Signal, solange wir steigende Infektionszahlen haben. Aber wir sind die Weihnachtsstadt und die Stadt des Christkinds, und das weltweit einmalig. Deshalb freue ich mich, dass wir ein kleines, aber wertvolles Programm vorstellen können – wir lassen uns Weihnachten nicht nehmen“, betonte der Oberbürgermeister nachdrücklich.

Der Oberbürgermeister bedauerte, dass auch alle Termine des Christkindes in KITAs, Alten- und Pflegeheimen, in Sozialeinrichtungen der Krankenhäuser abgesagt werden mussten. Die Verantwortung für die Gesundheit des Christkindes Benigna Munsi, aber auch für alle Menschen, die sich schon auf den himmlischen Besuch freuten, sei zu groß. Dennoch ist das Christkind auch in der Corona-Zeit auf der Erde. Es wird z. B. durch Telefonsprechstunden präsent sein, und in einem digitalen Adventskalender. Ab Dienstag, 1. Dezember öffnet sich, auf der Seite www.christkindlesmarkt.de täglich ein neues Fenster des Christkind-Adventskalender. Dort überrascht das Christkind bis zum Hl. Abend mit Geschichten, Gedichten, Botschaften und interaktiven Ideen wie Rezepte oder Bastelanleitungen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Am Freitag den 27. November, zur eigentlichen Eröffnung des Christkindlesmarktes steht ab 0 Uhr eine allgemeine Grußbotschaft des Christkinds online. Ab Montag den 30. November von 15 bis 16 Uhr ist das Christkind zwei Mal pro Woche unter der Telefonnummer 0911 231-23777 für eine Sprechstunde zur Verfügung. Außerdem stehen Fernsehauftritte beim „Adventsfest der 100.000 Lichter“ mit Florian Silbereisen und bei der virtuellen Sternstundengala des Bayerischen Fernsehens am 11. Dezember an.

Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas stellte während der Pressekonferenz das Ersatzprogramm zum Christkindlesmarkt vor. Auf dem Hauptmarkt findet, wie gewöhnlich, der Wochenmarkt statt. Er ist jedoch weihnachtlich geschmückt. Außerdem stehen wieder zwei große Christbäume vor der Frauenkirche. 40 Straßenzüge in der Altstadt sind bereits jetzt mit insgesamt zehn Kilometer Lichtergirlanden und Leuchtengel mit 250.000 LED-Lichtpunkten geschmückt. Weihnachtsbäume auf dem Bahnhofvorplatz sorgen zusätzlich für weihnachtliche Stimmung. In der Fußgängerzone am Weißen Turm, in der Königstraße, Karolinenstraße und an der Mauthalle sorgen insgesamt 25 Weihnachtsinseln mit einem weihnachtlichen Angebot für Feststimmung. Fraas erwägt, bei entsprechender niedrigerer Infektionslage noch einige Stände mehr zuzulassen. Er wies auch auf den weihnachtlichen Handwerkerhof mit seiner Krippenausstellung und dem traditionsreichen Warenangebot hin. Er ist außer am Sonntag, täglich geöffnet – sozusagen ein Miniatur-Christkindlesmarkt.

Der Wirtschaftsreferent setzt während der Vorweihnachtszeit auf online. Zahlreiche Markthändler und Beschicker wurden zu einem Online-Christkindlesmarkt zusammengefasst. Ausgehend von der Website www.christkindlesmarkt.de werden einzelne Geschäfte angesteuert. Zudem gibt es neue Christkindlesmarkt-Lizenz-Produkte, z. B. das Nürnberger Christkind als Schmuckstück – interessantes rund um den Markt soll ein täglicher Online-Talk vermitteln.

Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress und Tourismus-Zentrale (CTZ), betonte, dass die Vorweihnachtszeit im Dezember normalerweise der wichtigste Monat für den Tourismus sei. Touristen aus aller Welt besuchen das Kleinod vor der Frauenkirche. Deshalb kommt in diesem Jahr der Christkindlesmarkt zu ihnen nach Hause. Das CTZ hat das Video „Der Christkindlesmarkt vermisst Dich“ produziert und stimmt damit die Besucher schon den Christkindlesmarkt 2021 ein. Zudem wurde ein Christkindlesmarkt-Paket mit zahlreichen Produkten vom Markt geschnürt. Das Paket kann ab sofort auf der Website bestellt werden.

Auch der Partnerschaftsmarkt, der vom Amt für Internationale Beziehungen veranstaltet wird, wurde wegen Corona abgesagt. Das Amt hat sich dafür eine Lösung ausgedacht, um den Verkauf der Waren aus verschiedenen Ländern doch zu ermöglichen. Sechs dieser Händler und Vereine haben sich zusammengeschlossen um den Verkauf bestellter Ware, zum Teil im Sommer schon, zu ermöglichen. In Kooperation mit dem Kulturhauptstadtbewerbungsbüro haben die Händler die Möglichkeit im Ladenbüro in der Spitalgasse 1 ihre Waren dort zu verkaufen. In dem Laden können von Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr Produkte aus Glasgow, Hadera, San Carlos, Sri Lanka und Togo eingekauft werden. Waren aus Nablus können dort bestellt und abgeholt werden.

Leider gibt es in dem Corona-Jahr keinen Sternstundenstand, wo Prominente handgemachte Sterne gegen eine Spende zu Gunsten der Benefizaktion „Sternstunden“ des BR abgeben. Diese Aktionen sind heuer ersatzlos gestrichen – es wird auch die Sternstundengala in der Frankenhalle nur virtuell aus München geben.

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