Rohbauabschlussfeier im Dokumentationszentrum Reichparteitagsgelände

Das Dokumentationszentrum, welches zwischen 1998 und 2001 baulich in den Nordflügel der unvollendeten „Kongresshalle“ eingepasst wurde, wird nach beinahe zwanzig Jahren erfolgreicher Arbeit an das wachsende Aufgabenspektrum und den aktuellen technischen Standard musealer Bildungseinrichtungen angepasst. Der Umbau hierzu hat im Herbst 2020 begonnen. Am heutigen Dienstag, 3. Mai 2022, konnte zusammen mit Oberbürgermeister Marcus König, Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich der Abschluss der Rohbauarbeiten gefeiert werden. Nun folgt der Innenausbau. Die Eröffnung für Besucherinnen und Besucher ist im Jahr 2024 geplant.

Oberbürgermeister Marcus König: „Das Dokumentationszentrum ist ein sehr wichtiges Aushängeschild unserer Erinnerungsarbeit – für Nürnbergerinnen und Nürnberger, Touristen aber auch im wissenschaftlichen Bereich. Der ‚Erfolg‘ der Einrichtung spricht für sich: In den vergangenen mehr als 20 Jahren haben Millionen Menschen den Weg an diesen Lernort gefunden. Wir passen nun das Dokuzentrum den aktuellen Bedürfnissen und Ansprüchen an. Hier entsteht für Besucherinnen und Besucher ein inklusives Angebot.“

Der Ausbau des Dokumentationszentrums

Das Dokumentationszentrum wurde 2001 durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau in der ehemaligen Kongresshalle eröffnet. Vorangegangen war ein Architektenwettbewerb, den das Grazer Architekturbüro Günther Domenig gewann. Mit einem Schnitt quer durch das denkmalgeschützte NS-Gebäude sowie dem schrägwinkeligen Aufbau des Studienforums setzt Domenig bis heute ein markantes architektonisches Zeichen. Durch die hohe Qualität der Architektur und der Ausstellung entwickelte sich das Dokumentationszentrum zu einem Publikumsmagnet, insbesondere auch für internationale Besucherinnen und Besucher. Zunächst für etwa 100 000 Besucher geplant, zählte man 2018 bereits etwa 300 000 Personen.

„Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände hat sich seit über 20 Jahren als Ausstellungsort, als Lernort sowie als Ort der wissenschaftlichen Praxis größtes Ansehen erworben und ist eine der besucherstärksten musealen Einrichtungen der Stadt Nürnberg. Mit dieser Entwicklung einher geht die Notwendigkeit, Zugang und Aufenthalt in den Ausstellungsräumen für jährlich hunderttausende Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern zu optimieren. Gleichwohl gilt es, die Bedingungen für die wissenschaftliche Arbeit weiter zu verbessern. Diesen Ansprüchen wird das Dokumentationszentrum durch die Um- und Ausbauten noch besser gerecht werden können. Großer Dank gebührt hierbei den Fördergebern von Bund und Land und Bezirk“, so Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

Der Ausbau im Nordflügel der Kongresshalle zielt auf ein generationsverbindendes, innovatives und in jeder Hinsicht inklusives Museumsangebot für den steigenden Besucherzustrom aus aller Welt ab. Die Baumaßnahme umfasst vier Schwerpunkte:

Der allgemeine Besucherbereich wird verändert. Die Besucherführung wird durch einen behindertengerechten Haupteingang auf Straßenebene verbessert und ist damit besser auffindbar. Dadurch wird der bisherige Haupteingang an der Stahltreppe zum reinen Ausgang und die bisherige Engstelle entlastet. Den Besucherinnen und Besuchern steht im Foyer künftig mehr Platz zur Verfügung. Die Besuchertoiletten werden erweitert und an mehreren Standorten zur Verfügung stehen. Die Gastronomie wird an einem neuen, attraktiven Standort mit Außenflächen in Richtung Dutzendteich und im kleinen Innenhof wiederzufinden sein.

Zur Erweiterung des Lern- und Veranstaltungsbereichs wird zweitens im Sockelgeschoss ein weiterer Veranstaltungssaal entstehen, um größere Veranstaltungen mit über 100 Personen zu ermöglichen. Außerdem wird das Kino zu einem Medien- und Recherchezentrum umgebaut.

Ein dritter Schwerpunkt ist die Ertüchtigung und Erweiterung von Ausstellungsflächen. Die Fläche der Dauerausstellung wird für die künftige Neukonzeption erweitert, indem bisher unerschlossene Flächen ausgebaut und Wände für besser nutzbare Räume zurückgebaut werden. Zusätzlich wird das Dokumentationszentrum rollstuhlgerecht erschlossen. Geplant ist, im Zuge der inhaltlichen Neuausrichtung des Hauses den expressiven Baukörper des Kinos im großen Foyer durch eine geänderte Nutzung wieder zum Leben zu erwecken.

Letztlich werden die Funktionsflächen für wissenschaftliches Arbeiten erweitert und hierfür Büro- und Lagerflächen ausgebaut und ein Platz für eine Fachbibliothek geschaffen. Der Bedarf an geeigneten Lagerräumen besteht, da sich das Dokumentationszentrum zunehmend als Abgabeort für Objekte aus der Zeit des Nationalsozialismus etablierte.

Im Projekt zeigte sich zudem unerwartet hoher Sanierungsbedarf im Bestand, diverse wichtige Konstruktionen aus der ersten Bauphase erwiesen sich als veränderungsbedürftig. „Die komplexe Planungsaufgabe ist sehr gut umgesetzt worden. Das Raumprogramm konnte im verwinkelten Gebäude schlüssig und übersichtlich untergebracht werden, gleichzeitig wurde die Architektursprache von Domenig respektiert, ohne die gewollte Rauheit des Baudenkmals zu verunklaren. Die neue Zugangssituation schafft komplett andere, unerwartete Einblicke in das Haus“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.

Die Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen sich derzeit auf rund
25,7 Millionen Euro. Diese umfasst die Umbaumaßnahme, die Interimsmaßnahme sowie die erwähnten zusätzlichen Instandsetzungsmaßnahmen. Das Gesamtprojekt wird durch den Bund aus dem Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ mit sieben Millionen Euro und durch das Land aus Sondermitteln des Kultusministeriums mit drei Millionen Euro sowie im Rahmen der Städtebauförderung mit einer Million Euro gefördert.

Die Interimsausstellung

Während der aktuellen Umbaumaßnahme vermittelt eine Interimsausstellung in der großen Ausstellungshalle ein umfassendes Bild der Geschichte des Areals sowie der Reichsparteitage. Auf dem vier Quadratkilometer großen Reichsparteitagsgelände selbst informieren Tafeln über die Historie des jeweiligen Standorts.

Tag der offenen Baustelle

Am Samstag, 7. Mai 2022, können interessierte Bürgerinnen und Bürger bei einem „Tag der offenen Baustelle“ erstmals Einblick in die künftigen Räume des Dokumentationszentrums nehmen. Die circa 45-minütigen Führungen sind kostenlos. Eine Reservierung der Teilnahmekarten unter tickets.nuernberg.de bis spätestens Freitag, 6. Mai 2022, 12 Uhr ist erforderlich.

Feier zum Abschluss der Rohbauarbeiten zum Umbau des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände am heutigen Dienstag, 3. Mai 2022, von links: Oberbürgermeister Marcus König, Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.
Bildnachweis: Stadt Nürnberg / Christine Dierenbach
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