Bienenschwarm & Honigglück Insektenleidenschaft im Spielzeugformat

Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Bienenschwarm & Honigglück“

Das Spielzeugmuseum zeigt in Kooperation mit Imkerinnen und Imkern des Landesverbands Bayerischer Imker e.V. die Kabinett-Ausstellung „Bienenschwarm & Honigglück – Insektenleidenschaft im Spielzeugformat“. Sie erklärt vom 1. März bis 8. September 2024 auf spielerische und humorvolle Weise die komplizierteste, anspruchsvollste und bedeutendste Tierhaltung der Welt.

Über 150 Gäste bei der Ausstellungseröffnung Bienenschwarm und Honigglück im Spielzeugmuseum am 29.2.2024

Warum Bienen im Spielzeugmuseum?

Es gibt Profis für Bienenzucht und Imkerei – und es gibt Profis für Spielzeug. Beides miteinander zu kombinieren, hat im Spielzeugmuseum in den letzten Monaten für viele erkenntnisreiche Gespräche gesorgt.

Bienen gibt es bereits seit 100 Millionen Jahren auf der Erde, während Menschen – je nach Berechnung – erst seit rund zwei Millionen Jahren existieren. Bienen bilden hochkomplexe Staaten, bestäuben Nahrungsmittel für Mensch und Tier, erschaffen Honig und Wachs und sind Seismographen von Umweltveränderungen. Bienen sind hochdifferenziert, lebensnotwendig und – cool!

In der Spielwarenbranche findet der Maßstabssprung ins Spielzeugformat bei Bienen ausnahmsweise als Vergrößerung statt: Während reale Bienen durchschnittlich 12 Millimeter groß sind, sind Spielzeugbienen meist deutlich größer. 15 bis 30 Zentimeter ist im Plüschspielzeugbereich der Standard. Bienen brauchen nicht viel Platz, deshalb findet die Präsentation als Kabinett-Ausstellung in Ebene 2 des Spielzeugmuseums vor und neben der Omaha-Bahn ihren Raum.

Eröffnungsgäste Elke Helm (l.), Beate Nijkamp, Thomas Graf Lauenstein und der Bürgermeister der Stadt Fürth Dietmar Helm (r.)

Spielzeug = Inklusion für alle

Die Präsentation macht die komplexe und hochanspruchsvolle Tierhaltung, die Imkerei, mit Spielzeug vergnüglich, humorvoll und leicht verständlich erlebbar.

42 Ausstellungstafeln in Wabenform erläutern die Unterschiede von Wild- und Honigbienen, die Komplexität von Honigbienenvölkern, die Bedeutung von Bienen für die weltweite Nahrungssicherheit sowie Werkzeuge, Rituale und Knowhow von Imkern für die Bienenzucht.

Zehn der Ausstellungstafeln zeigen diese Zusammenhänge ausschließlich mit Spielzeug und in einfachen, klaren Begriffen und Bildern. Sie stellen die Anatomie der Honigbiene anhand einer Spielzeugbiene dar, veranschaulichen den Unterschied zwischen Blüten- und Waldhonig anhand von Holzspielzeug und erläutern die klassische Imkerausstattung mit Hilfe von Barbie als Imkerin.

Bienen – die kleinen Stars der Ausstellung

Lehrspielzeug der US-amerikanischen Firma Safari zeigt die Metamorphose vom Ei in der Zelle einer Bienenwabe über die Larve und die Puppe bis zur fertig ausgebildeten Biene und macht sie spielerisch begreifbar.

Weltweit bestäuben Bienen Pflanzen, zum Beispiel Äpfel, Avocados, Bananen, Birnen, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Kaffee, Kirschen, Kürbisse, Melonen, Paprika, Pfirsich, Salbei, Stachelbeeren, Thymian, Tomaten, Zitronen oder Zwetschgen. Windbestäubte Pflanzen sind dagegen Nadelbäume, Gräser und Brennnesseln. Bienen sind zwar nicht die einzigen Bestäuber, denn dazu zählen auch andere Insekten wie Schmetterlinge, Käfer, Schwebfliegen, Motten oder Wespen, außerdem Vögel, Nagetiere, Reptilien oder Fledermäuse – jedoch sind Wild- und Honigbienen mit großem Abstand die produktivsten Bestäuber, auch wegen ihrer extrem großen Anzahl. In Deutschland gibt es fast eine Million Völker. Ein Volk zählt im Sommer zwischen 40.000 und 80.000 Bienen.

Teil der Präsentation ist eine spielerisch dargestellte Insektenkunde, die die Unterschiede zwischen Wild- und Honigbienen erklärt: In Deutschland leben 560 Wildbienenarten. Rund 260 davon stehen auf der Liste der gefährdeten Arten. Wildbienen sammeln Pollen und Nektar gleichzeitig, was Honigbienen nicht können. Wildbienen können auch früher im Jahr fliegen als Honigbienen. Jedoch leben die meisten Wildbienenarten einzeln, „solitär“, und bauen ihre Nester in sandigem Boden, morschem Holz oder in leere Schneckenhäuser. Wildbienen sind ungefährlich. Sie stechen nur bei unmittelbarer Bedrohung und ihr Stachel ist zu klein, um durch menschliche Haut zu dringen.

Die unvermeidliche Biene Maja

Wenn Sie eine Biene malen würden, wie würde die aussehen? Vermutlich gelb und schwarz, richtig? Jedoch: Das ist nicht die Farbigkeit einer Honigbiene, sondern die einer Wespe. Die Kinderbuchfigur Biene Maja hat – künstlerisch verfremdet – gelb-schwarze Farbe. Die Biene Maja ist als Spielzeugfigur dafür verantwortlich, dass sich im kollektiven Gedächtnis die Vorstellung festgesetzt hat, Bienen seien gelb-schwarz. Honigbienen sind jedoch braun. Spricht man generell von Bienen und Spielzeug, ist die Biene Maja unvermeidlich. Doch das Thema Imkerei und Bienenzucht geht weit über die Biene Maja hinaus.

Die Präsentation zeigt naturnah gestaltete Spielzeugbienen deutscher und internationaler Plüschspielzeughersteller. Die realistischen Bienen bevölkern einen historischen Bienenkorb und wirken in ihrer Vielzahl auf den ersten Blick wie echte Bienen – nur deutlich größer. Dem Bienenkorb gegenüber findet man die Gruppe der Biene-Maja-ähnlichen Spielzeugbienen, Bienen mit Armen und auf Beinen stehend, Bienen mit lachendem Gesicht, Bienen im gelb-schwarz gestreiften Pelz.

Imkerinnen und Imker – die großen Stars der Ausstellung

In Deutschland gibt es rund 152.000 Imkerinnen und Imker, von denen 135.000 im Deutschen Imkerbund organisiert sind. Imker arbeiten mit ihren Bienen oft alleine und weitab von anderen Menschen. Das könnte auch der Grund sein, weshalb manche Imker eher für andere Tätigkeiten bekannt sind. Berühmte Imker waren und sind Aristoteles (382-322 v. Chr.), George Washington (1732-1799), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Wilhelm Busch (1832-1908), Robert Redford (*1936) und Leonardo DiCaprio (*1974). Der Beruf ist nach wie vor männlich dominiert, obgleich die deutschlandweit tätige Organisation Stadtbienen e.V. über 50 Prozent Imkerinnen ausbildet.

Star der Ausstellung, Barbie als Imkerin, Fa Mattel, USA

Im Spielzeugbereich findet man Imker bei den Global Playern der Branche. Die Firma Mattel liefert einen Star: Barbie als Imkerin. Sie trägt Blue Jeans und festes Schuhwerk, eine Imkerjacke, einen Imkerhut und Imkerhandschuhe. Sie ist ausgestattet mit einem Bienenhaus, blühenden Pflanzen, einer Honigschleuder, Beuten (künstliche Behausungen für Bienen), Honiggläsern in Bärenform, einem PC zur Dokumentation und natürlich Bienen! Das einzige, was ihr fehlt, ist der Smoker. Mattel hat ihn bewusst weggelassen, denn Dinge, mit denen man rauchen kann, sind in der US-amerikanischen Spielzeugbranche tabu.

Neben Mattel produzieren auch die Firmen Playmobil und LEGO Imker und Imkerspielzeug. Bei den europäischen Herstellerfirmen sind Smoker als Imkerausstattung selbstverständlich.

Imkerfachwissen ist tief. Jedoch: Imkerinnen und Imker werden selbst nach vielen Jahrzehnten Berufserfahrung immer wieder von der Vielfalt der Verhaltensweisen ihrer Bienen überrascht. Die Präsentation geht mit diesem Erfahrungsschatz im Comic-Stil um: Sprechblasen pointieren die imkerlichen Informationen zu Bienenzucht und Honiggewinnung.

Honig-Sommelier oder lieber gar kein Honig?

Grundsätzlich wird zwischen Blütenhonig und Waldhonig unterschieden – das veranschaulicht ein Holzspielzeug der Spielzeugfirma Janod. Honig ist ein Naturprodukt, deshalb schmeckt jede Honigernte anders. Honig direkt von privat oder professionell tätigen Imkerinnen und Imkern ist extrem vielfältig.

Die Kabinett-Ausstellung präsentiert Spielzeughonig, echten Honig im historischen Spielzeugglas und tiefblauen „Honig aus Schlumpfhausen“ – einen Honig mit Spirulina, der blau leuchtet wie der Landwirtschafts-schlumpf, der bei ihm steht. Daneben gibt es weitere echte Honigsorten – von Blüten- und Honigtauhonig über industriell gemischten und stets gleich schmeckenden Honig bis zum Manukahonig aus Neuseeland, dem weltweit einzigen Honig, der nachweislich antiseptisch, antioxidativ und wundheilend wirkt.

Für Menschen, die sich vegan ernähren, gibt es den honigfreien Wonig. Hierbei handelt es sich um eingedicktes Zuckerwasser verschiedener Geschmacksrichtungen.

Im Durchschnitt verspeist jeder Deutsche über ein Kilo Honig im Jahr. Etwa ein Viertel der Deutschen essen aus geschmacklichen Gründen keinen Honig. Der Honigkonsum kann trotz steigender Imkerzahlen in Deutschland nicht durch die inländische Honigproduktion gedeckt werden. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei circa 30 Prozent, der Rest wird importiert.

Poesie und Klang der Bienen

Jede Woche ein neues Gedicht über Bienen als Spiel mit Worten – auch das bietet die Kabinett-Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern. Auf einer Kreidetafel darf wöchentlich eine Dichterin oder ein Dichter seine Gefühle für Bienen präsentieren – mit dabei: Hans Sachs (1494-1576), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Ernst Moritz Arndt (1769-1860), Achim von Arnim (1781-1831) und Joseph von Eichendorff (1788-1857).

Im Ausstellungsbereich ist das Summen von Bienen, das Zwitschern von Vögeln und das Zirpen von Grillen zu hören. Der Fürther Sound-Designer Moritz Hauk ist dafür mit seinem Mikrofon in fränkischen Wäldern, auf Wiesen und direkt vor Bienenstöcken unterwegs gewesen. Seine Komposition „Klang der Bienen – Grundsummen mit Soli“ umfasst den „Chor der Bienen“: Es sind Aufnahmen aus dem Nürnberger Reichswald, dem Fürther Stadtwald sowie von Wiesen und Wäldern bei Ansbach. Die Solo-Summerinnen – einzelne Bienen direkt vor dem Mikrofon – sind die Blauschwarze Holzbiene (übrigens die Wildbiene des Jahres 2024), die Hummel (ebenfalls eine Wildbiene) und Honigbienen direkt an ihrem Bienenstock sowie einzelne Wild- und Honigbienen, die auf Wiesen unterwegs sind. Ein Crescendo der Komposition geschieht mit einer angriffslustigen Hornisse, die sich einem Bienenstock nähert, doch sie wird besiegt. Den Ausklang des einstündigen „Klangs der Bienen“ bilden ruhig summende Bienen und abendlich zirpende Grillen.

Imkerliche Fachberatung

Gerhard Müller-Engler, Staatlicher Fachberater für Bienenzucht in Mittelfranken

Leitung und Team des Spielzeugmuseums werden durch den staatlichen Fachberater für Bienenzucht, Gerhard Müller-Engler von der Imker-Fachberatungsstelle in Würzburg, beraten. Zudem unterstützen die Imkermeister Marc Schüller (Die Bienenhüter) und Sven Müller (Stadtrandimker) aus Nürnberg sowie die Vorstände des Imkervereins Fürth und Umgebung e.V., Uschi Rahner und Georg Rosenbauer, das Projekt. Zur Kunst- und Kulturgeschichte von Klotz- und Figurenbeuten berät die Künstlerin Birgit Maria Jönsson, von der auch Leihgaben stammen.

Das landwirtschaftliche Fachwissen stammt von Landwirtschaftsmeister Dietmar Helm aus Burgfarrnbach und von Diplom-Agraringenieur (Univ.) Johannes Strobl aus Gonnersdorf.

Begleitende Beratung kommt vom BUND Naturschutz e.V., vom Imkerverein Fürth und Umgebung e.V., vom Landesverband Bayerischer Imker e.V. und von den Stadtbienen e.V.

Karin Falkenberg und Gerhard Müller-Engler, Staatl. Fachberater für Bienenzucht in Mittelfranken


BEGLEITPROGRAMM

In Kooperation mit dem Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ) wurde ein Begleitprogramm zur Kabinett-Ausstellung entwickelt. Individuelle Termine für die einzelnen Angebote können direkt beim KPZ gebucht werden: kpz-nuernberg.de/kontakt

After-Work-Bienenprogramm für Erwachsene

Imkerin Ann Lorschiedter mit Imker und Stadtrat Marc Schüller

Wer die ungewöhnlichen Seiten von Bienen und Honig kennenlernen und dabei mit Freunden einen vergnüglichen Abend verbringen will, für den ist dieses kurzweilig gestaltete Gruppenangebot mit der Nürnberger Bienenpädagogin Ann Lorschiedter bestens geeignet.

Bienen-Kindergeburtstag

Eva Steiner und Jochen Sand mit Gaby Schwaiger und der kleinen Atena Entezari

Bei diesem Angebot können Kinder zwischen 6 und 12 Jahren aus den natürlichen Produkten, die mit Bienen und der Imkerei in Verbindung stehen, nachhaltiges Spielzeug zum Mit-nach-Hause-nehmen basteln.

Bienen- und Imkerworkshop für Grundschulen

Die Biene ist 2022 von der National Geographic Society zum bedeutendsten Tier der Erde erklärt worden. Der Workshop erklärt die Gründe hierfür. Er findet in der Kabinett-Ausstellung statt, die ausreichend Platz für eine Schulklasse bietet. Ab April 2024 kann er bei gutem Wetter auch im Freien auf dem Museumsspielplatz abgehalten werden.

Kunstaktion

Holzschnitzerin Birgit Jönsson und Physiker und Fan des Spielzeugmuseums Susumu Sasabe aus Tokio

Die Nürnberger Künstlerin Birgit Maria Jönsson wird eine Figurenbeute in Form des ältesten bekannten Nürnberger Spielzeugs, der Kruseler Puppe, vor dem Spielzeugmuseum vergolden.

Die Aktion findet zwischen März und April 2024 statt – das genaue Datum ist wetterabhängig und wird rechtzeitig bekanntgegeben.

INFORMATIONEN KOMPAKT

Laufzeit: 1. März bis 8. September 2024
Eintritt: Der Eintritt ist im Museumseintritt von 7,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, bereits enthalten.
Kontakt: Spielzeugmuseum, Karlstraße 13-15, 90403 Nürnberg, spielzeugmuseum-nuernberg.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10-17 Uhr; Samstag und Sonntag, 10-18 Uhr

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