Viel Irritation und Unsicherheit – aber auch Lösungen
In einer Umfrage unter Betrieben der Handwerkskammer für Mittelfranken wurden die aktuellen Herausforderungen ermittelt. Dabei kristallisierten sich steigende Energie-/Kraftstoffpreise, Planungsunsicherheit, Mitarbeitermangel, Bürokratie und schwindende Kaufkraft als Haupthemmnisse heraus.
Die Umfrageergebnisse dienen dazu, die Anliegen der Mitglieder gegenüber der Politik zu unterstreichen. Prof. Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, dazu: „Für uns als Handwerkskammer sind die Antworten auf diese Umfragen das Rüstzeug, um den Forderungen unserer Mitglieder gegenüber der Politik Gewicht zu verleihen.
Energie- und Kraftstoffpreise
Die Zuspitzung der Energiepreise hat diesen Winter nicht zur gleichen medialen Aufmerksamkeit geführt, wie im letzten Jahr. Allerdings spiegeln die Antworten der teilnehmenden Betriebe wider, dass sich die Energielage nicht verbessert hat. Rund 38 Prozent geben an, dass ihre Energiepreise gestiegen sind, weitere 31 Prozent sprechen sogar von einer starken Steigerung. Ein Karosserie- und Fahrzeugbauer berichtet beispielsweise von einer Kostenexplosion von ca. 1.800 Euro auf 12.000 Euro – pro Monat. Auch ein Metallbauer berichtet von stetig steigenden Energiekosten: „Nun ist die Preisbremse gekippt, naja, Hauptsache die Industrie wird gestärkt. Wir sind gespannt, wie lange wir es durchstehen… wir kämpfen … oft gegen Windmühlen.“ Vereinzelt gibt es aber auch weniger stark Betroffene. Ein Elektrotechniker profitiert sogar von der hohen Nachfrage nach Ladeparks, Photovoltaik, Speicherlösungen oder anderen Anwendungen aus den Bereichen Energieversorgung und Heizung.
Schwindende Kaufkraft
Die schwindende Kaufkraft der Kunden, bedingt durch steigende Lebenshaltungskosten, beeinträchtigt vor allem Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe. Kunden überlegen sich zweimal, ob eine Anschaffung notwendig ist. Ein Friseur berichtet über Kaufkraftverlust durch Inflation, was sich in längeren Besuchsintervallen niederschlägt. Ebenso hart trifft es Gold- und Silberschmiede: „Es wird nur noch das Nötigste angeschafft. Für Schmuck und Uhren ist einfach kein Geld mehr da“.
Planungsunsicherheit
Viele Handwerker machen die Regierung für ihre Probleme verantwortlich, vor allem bei der Energiepolitik. Hier vermissen sie Planungssicherheit. Die Verunsicherung zeigt sich nicht nur bei den Betrieben selbst, sondern insbesondere auch beim Kundenkontakt. „Der Kunde ist verwirrt, daher führen wir viele Beratungsgespräche, was uns aufgrund der ständigen Änderungen aber auch schwerfällt. Das Resultat: Die Menschen sind verunsichert und schieben die Investition dann doch wieder auf“, klagt ein Installateur und Heizungsbauer.
Bürokratie
Die überbordende Bürokratie beklagt das Handwerk über alle Berufe hinweg. So berichtet ein Feinwerkmechaniker von einer Flut von Formularen, die unerfüllbare Anforderungen an ihn stellen: „Wir bekommen ständig Formulare zum Ausfüllen: Was machen wir, wohin exportieren wir, wie viele Mitarbeiter beschäftigen wir, was verdienen diese, gibt es bei unseren Vorlieferanten Kinderarbeit, radioaktive Material, giftiges Material? Bitte belegen Sie, dass Sie sowas nicht einkaufen… Wie soll ich das denn machen?“ Einen Lichtblick gibt es aber in diesem Bereich: Die Bundesregierung will die gesetzlichen Schwellenwerte bei der Bilanzierung und Rechnungslegung anheben.
Im Handwerk wird aber nicht nur geschimpft, sondern auch gemacht. Z. B. werden die eigenen Energiekosten kritisch analysiert und gegebenenfalls in die Zukunft investiert. So sind für einen Feinwerkmechaniker-Betrieb die Stromkosten „im Vergleich zu 2022 wieder günstiger. Verbrauch auf Eigeninitiative gesenkt. Daher ist die Situation im Bereich Energie wieder etwas besser als 2022.“
Bei den Schwierigkeiten, auf die Handwerker nicht direkt Einfluss nehmen können, möchte die Handwerkskammer durch Beratung oder politische Interessenvertretung helfen. Daher appelliert Prof. Dr. Forster auch: „Bleiben Sie mit uns in Kontakt. Schildern Sie uns Ihre Anliegen und Probleme, möglichst mit konkreten Beispielen, so dass wir damit Ihre Interessen bestmöglich gegenüber der Politik vertreten können.“
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