„Ehrenamt stabilisiert die Demokratie“ – Joachim Gauck spricht auf digitalem Ehrenamtskongress Bayern

Ehrenamtliche Helfer treffen sich in Nürnberg – wenn auch in erster Linie virtuell: Am 1. und 2. Juli fand im Nürnberger Rathaussaal der 5. Ehrenamtskongress Bayern statt. Er ist Treffpunkt für Verantwortliche aus allen Feldern ehrenamtlichen Engagements. Veranstalter sind das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sowie die „Hochschulkooperation Ehrenamt“ unter Federführung der TH Nürnberg.

Bürgerschaftliches Engagement ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Allein in Bayern sind rund 47 Prozent der Bevölkerung und damit über 5 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig. Rund 800 von ihnen trafen sich jetzt bereits zum fünften Mal zum bayerischen Ehrenamtskongress in Nürnberg – pandemiebedingt erstmals nahezu vollständig virtuell und mit einem Jahr Verspätung. Der Kongress bot Ehrenamtlichen und Menschen, die hauptamtlich mit Ehrenamtlichen zusammenarbeiten, ein praxisnahes und wissenschaftlich fundiertes Forum in allen Feldern des Bürgerschaftlichen Engagements. In einem Festvortrag am Freitag sprach der prominenteste Gast des diesjährigen Ehrenamtskongresses: Joachim Gauck, Bundespräsident a. D. bedankte sich in seiner Rede für das ehrenamtliche Engagement in Verbänden, Vereinen und Stiftungen: „Ehrenamt macht unser Land schöner.“ Weiter sagte er: „Engagement ist für die Überlebensfähigkeit der offenen Zivilgesellschaft notwendig. Ehrenamtliche sind das stabilisierende Element in einer lebendigen, liberalen Demokratie.“ Dort, wo Menschen gemeinsame Ziele verfolgten, andere integrierten und Pluralismus lebten, werde ein Grundkonsens für das gesellschaftliche Zusammenleben geschaffen. Der Vortrag des Bundespräsidenten a. D. fand im historischen Rathaussaal in Nürnberg vor rund 60 Zuschauen statt und wurde live auf der virtuellen Veranstaltungsplattform des Ehrenamtskongresses übertragen.

Ebenfalls in Präsenz zu Gast beim Vortrag von Joachim Gauck und einer anschließenden gemeinsamen Gesprächsrunde war die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner. Sie betont: „Die Pandemie hat uns gelehrt: Das Ehrenamt ist so digital wie nie zuvor. Deshalb passt die Premiere des ersten virtuellen Ehrenamtskongresses perfekt in unsere Zeit. Hier können sich die vielen ehren- und hauptamtlich Engagierten austauschen und miteinander diskutieren, wie wir das Ehrenamt weiter voranbringen. Die Pandemie hat gezeigt, welche große Bedeutung das Ehrenamt für den Zusammenhalt in unserem Land hat. Darum wollen wir die Ehrenamtlichen stärken, denn sie sind die besten Vorbilder, die wir haben können. Ihr Einsatz zeugt von dem tiefen Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun. Sie gestalten unsere Gesellschaft und machen sie ein Stück wärmer, ein Stück sozialer. Dafür möchte ich unseren Ehrenamtlichen mit einem herzlichen ‚Vergelt’s Gott‘ danken.“

In über 50 interaktiven Workshops mit Referierenden aus Deutschland, Österreich und England erhielten die Teilnehmenden an den beiden Tagen des Kongresses spannende Einblicke in die Welt des Ehrenamts. Unter anderem beschäftigen sie sich mit dem Beitrag des Ehrenamts zur Integration geflüchteter Menschen, rechtlichen Fragen oder dem gelungenen Einsatz von Social-Media-Arbeit im Ehrenamt. Bedingt durch die Pandemie-Erfahrungen des letzten Jahres lag ein Fokus auch auf dem digitalen Ehrenamt. Darüber hinaus bot die erstmals virtuelle Kongresswelt in den Pausen zahlreiche interaktive Vernetzungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten für alle Teilnehmenden.

Gefördert wird der Ehrenamtskongress vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Familie und Soziales. Die Organisation des Events hatte die TH Nürnberg übernommen, die als Mitglied der „Hochschulkooperation Ehrenamt“ neben dem Staatsministerium Mitveranstalter des Ehrenamtskongresses war. Die „Hochschulkooperation Ehrenamt“ ist ein 2009 gegründeter Zusammenschluss der TH Nürnberg mit drei weiteren Hochschulen sowie verschiedenen Organisationen. Sie bietet neben dem Ehrenamtskongress in erster Linie Weiterbildungen im professionellen Management von Ehrenamtlichen an. „Das strategische Freiwilligenmanagement ist eine wichtige Ressource für das Ehrenamt“, sagt Prof. Dr. Doris Rosenkranz von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg. Sie ist Mitgründerin der Hochschulkooperation. „Unser Angebot richtet sich an die Verantwortlichen in den verschiedensten ehrenamtlichen Bereichen, wie Soziales, Kommunen, Kultur oder Sport – eine große Bandbreite. Gemeinsam erarbeiten wir die Grundlagen des Managements von Ehrenamtlichen auf akademischem Niveau und mit zertifiziertem Abschluss.“

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck und die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner in einer Gesprächsrunde während des fünften Ehrenamtskongresses Bayern. (Foto: Katrin Heyer Photographie)
Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Festvortrag im historischen Rathaussaal anlässlich des fünften Ehrenamtskongresses Bayern. (Foto: Katrin Heyer Photographie)
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