Literatur. Gesang. Talk. Wir Kinder der kleinen Mehrheiten – Performance von und mit Gianni Jovanovic, Oyindamola Alashe und Onida Sounds

Im Rahmen des Nürnberger Literaturfestivals texttage.nuernberg fand eine ganz besondere Veranstaltung in der Katharinenruine statt: „Literatur. Gesang. Talk. Wir Kinder der kleinen Mehrheiten“
Foto: André Huter

Ursprünglich sollte die Künstlerin Celina Bostic an der Seite von Gianni Jovanovic auftreten, doch diese musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Glücklicherweise konnte schnell Ersatz gefunden werden: Die Autorin Oyindamola Alashe und die Nürnberger Singer & Songwriterin Onida traten in ihre Fußstapfen und bereicherten die Bühne auf eindrucksvolle Weise. Bemerkenswert war, dass Oyindamola extra dafür ihren Frankreich-Urlaub unterbrach, um für Celina einzuspringen.

Die historische Atmosphäre der Katharinenruine mit ihren noch stehenden Klosterwänden verlieh der Veranstaltung einen besonderen Rahmen. Rund 60 Menschen, im Alter von Ende 20 bis ca. 60 Jahren, waren anwesend und erlebten einen Abend voller Emotionen und bedeutsamer Momente.

Eine musikalische Eröffnung

Onida eröffnete mit einem ihrer Songs den Abend – Musik aus einer Mischung aus Jazz- und Soul-Beats
Foto: André Huter

Onida eröffnete den Abend musikalisch. Ihre Stimme hallte an den Wänden des ehemaligen Klosters entlang, und ihre faszinierende Mischung aus Jazz- und Soul-Beats zog das Publikum sofort in ihren Bann. Mit dieser hypnotisierenden Stimmung begrüßte sie Gianni Jovanovic und Oyindamola Alashe auf der Bühne.

Erinnerungen und Lesungen

Onida an der Seite von Gianni Jovanovic und Oyindamola Alashe (v.l.)
Foto: André Huter

Alashe erinnerte an ihre gemeinsame Recherchereise nach Nürnberg vor genau drei Jahren, die einzige Reise zurück zu Giannis Anfängen. Gianni erzählte, dass Nürnberg damals nicht gut zu ihm war, doch zwei positive Ereignisse, die er wenige Stunden zuvor erlebt hatte, ließen ihn in einen Versöhnungsprozess mit der Stadt gehen. Er las aus dem ersten Kapitel seines Buches „Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“, das er zusammen mit Alashe geschrieben hatte, und führte die Zuhörenden in die Kultur der Rom*nja und Sinti*zze ein.

Nach einem weiteren Song von Onida, während die Abenddämmerung einsetzte, las Alashe ein Kapitel in dem der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein eine entscheidende Rolle spielt. Die Echtheit des Ereignisses und die Zitate von Beckstein, der mit Nazi-Methoden eine von Rom*nja und Sinti*zze besetzte Kirche „friedlich“ auflöste, berührten das Publikum tief. Um die bedrückende Stimmung aufzulockern, las Gianni das nächste Kapitel in seinem „besten Mittelfränkisch“ und erzählte von seiner Jugend und Schulzeit in Nürnberg.

Bewegende Momente

Gianni Jovanovic liest aus seinem Buch, dass er gemeinsam mit Oyindamola Alashe (r.) schrieb
Foto: André Huter

Ein besonders bewegender Moment war die Anwesenheit von Giannis ehemaliger Lehrerin Frau Schönfeld, die mit einigen Kolleg*innen gekommen war. Alashe setzte mit einem weiteren Kapitel über Giannis Zeit in Nürnberg fort, gefolgt von Onidas Song „fire“.

Gianni sprach auch von seiner Liebe zu den NoAngels und erzählte stolz, dass er nun mit einigen der Bandmitgliederinnen befreundet sei. Er las das Kapitel „Daylight“, in dem er von seinen ersten Erfahrungen in der Schwulenszene berichtete. Mit Einbruch der Dunkelheit kam die farbenfrohe Beleuchtung richtig zur Geltung; eine Nebelmaschine im Hintergrund schuf ein besonderes Ambiente.

Ein intensives Q&A

Zum Schluss gab es ein Q&A. Gianni erzählte, dass er mit Nürnberg vor allem Leid und Schmerz verbinde, doch durch die heilvollen Erfahrungen des Abends begann er, dieses Bild zu hinterfragen. Später postete er auf Instagram: „Nürnberg war gut zu uns.“ Alashe und Gianni betonten, dass Bestsellerautorin Alice Hasters ausschlaggebend für die Entstehung des Buches war, da sie Gianni empfahl, mit Alashe zusammenzuarbeiten. Alashe hielt ein nachdrückliches Plädoyer darüber, dass Diskriminierung Spuren hinterlässt und der Heilungsprozess fortwährend ist.

Gegen Ende der Veranstaltung sprach Giannis ehemalige Lehrerin Frau Schönfeld und bedankte sich bei Gianni. Sie erzählte, wie viel sie von ihm, besonders über queere Themen, gelernt habe, was Gianni zu Tränen rührte.
Ein Abend voller Emotionen, von Diskriminierungserfahrungen bis hin zu Versöhnungsprozessen, von fränkischem Dialekt bis hin zu neuen Freundschaften – Gianni würde sagen: „Nürnberg, ich küsse dein Herz!“

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