Tradition: Backofenfest in Laufamholz

Im Januar dieses Jahres traf ich mich mit Siggi Böller sowie Ilona und Eike Brand, um über die Anfänge des Laufamholzer Backofenfestes vor über 25 Jahren zu sprechen. Die Idee, in Laufamholz ein Backhaus zu errichten, stammte von Ursula Pfeiffer, die sich Mitte der 1990er Jahre im Arbeitskreis Kultur und Geschichte des Vorstadtvereins engagierte. Eike Brand erklärte sich bereit, die Planung eines solchen Backofens zu übernehmen. Seine Frau Ilona unterstützte ihn dabei. Aus der Broschüre des Vorstadtvereins zur “Errichtung eines fränkischen Backofens in Laufamholz” geht hervor, dass so eine Tradition wieder zum Leben erweckt werden sollte, denn “die gemauerten, holzbefeuerten Backhäuser des 19. Jahrhunderts sind in Laufamholz längst Vergangenheit”. Völlig unklar war nach Aussage von Ehepaar Brand zunächst die Finanzierung und auch der Standort. Nach Prüfung mehrerer Standortalternativen wurde der Seeweiherweg im Zentrum des Stadtteils präferiert.

Nun wurde Kontakt zur Firma Gebhard in Vorra aufgenommen, die auf den Bau solcher Backöfen spezialisiert war. Meine Gesprächspartner erinnern sich, dass Baptist und Charlotte Hussenether, Siggi Böller, Bäckermeister Rauscher, Ehepaar Brandt, Peter Hartmann sowie Dieter Dittebrand auf dem Firmengelände an der Pegnitz Probebacken durften. Sie berichten, dass Bäcker Rauscher nach dem Feuermachen und der Mehlprobe wieder in seinen Betrieb musste, so dass  Siggi Böller flugs zum ersten Laufamholzer „Holzofenbäcker“ wurde und diese Aufgabe 16 Jahre lang bei jedem der nun folgenden Backofenfeste versah.

Im Juli 1997 war es so weit: Am 15.07. wurden am Seeweiherweg die Fundamente errichtet. Und am 19.7. wurde der Backofen bei strömendem Regen auf einem Tieflader aus Vorra angeliefert.
Die Frauen und Männer der ersten Stunde haben noch gut im Gedächtnis, dass der Backofen zuvor aufgeheizt werden musste, damit das Material beim Ruckeln während des Transports flexibel bleibt und nicht reißt.
Die Brandstraße musste abgesperrt werden, damit das Fahrzeug das Gelände am Seeweiherweg befahren konnte.

Dann ging es schnell: Am 24. Juli wurden Sandsteine des nebenan abgerissenen Köbler-Hauses vom Putz gereinigt und neben dem Backofen platziert. Und bereits am Sonntag 27. Juli 1997 feierten rund 500 Besucherinnen und Besucher das erste Laufamholzer Backofenfest: „Die Laufamholzer standen Schlange für die 85 Laibe Brot!“ berichteten die Nürnberger Nachrichten.
Gut zwei Monate später folgte das zweite Fest am 5. Oktober (zu Erntedank), bei dem folgende Verkaufsmengen statistisch erfasst wurden: 114 Schinkenbrote, 35 Mini-Brote, 45 halbe Brote sowie zwanzig Bleche Zwiebelkuchen.

Preisliste von 1998:

1 Brot
Zwiebelkuchen mit Schinken
¼ Liter Federweißer
½ Liter Bier
Radler
Cola
Limo und Wasser
Glaspfand



10,00 Mark
03,50 Mark
03,00 Mark
03,50 Mark
03,50 Mark
02,50 Mark
02,00 Mark
03,00 Mark

Seitdem wird das Backofenfest jedes Jahr zweimal an einem variablen Frühsommer-Sonntag sowie zum Erntedankfest im Herbst gefeiert.
Die Finanzierung des Backofens erfolgte übrigens letztlich durch Spenden von ortsansässigen Firmen, Vereinen und Einzelpersonen. Das fränkische Häubchen auf dem Backofen allerdings wurde dem Vorstadtverein von der ausführenden Firma Gebhard geschenkt.

Siggi Böller beim Brotbacken

Ilona und Eike Brand sowie Siggi Böller erzählen gerne und lebhaft von den arbeitsintensiven Vorbereitungen: Im Vorfeld wurden Plakate in allen Laufamholzer Geschäften angebracht. Den Teig für die ersten Feste lieferte Bäcker Bock aus der Schwaiger Backstube, später im Wechsel mit dem Mögeldorfer „Bäcker Beck vom Kircheneck“. Am Samstag wurde der Teig stets um 10 Uhr abgeholt, dann der Backofen angeschürt und zweimal Brot gebacken. Dies wiederholte sich am Festsonntag ab 6 Uhr. Darüber hinaus erforderte die Durchführung des Backofenfestes jedes Mal etliche fleißige Helferinnen und Helfer, die zunächst aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Initiatoren gewonnen wurden. Auf einer privaten Terrasse wurden Zwiebeln und Schinkenwürfel geschnitten sowie Obatzter gemacht.
Natürlich gehörten auch der Auf- und Abbau von Zelten und Bierbänken für die Festgesellschaft und für den Verkauf der Brote und der Durstlöscher vom Getränkehandel Karl Graf stets zu den Aufgaben. Amtsärztliche Zeugnisse für den Umgang mit den Lebensmitteln wurden ebenso benötigt wie Strom und warmes Wasser zum Händewaschen (mit Unterstützung eines ortsansässigen Installateurs und der Feuerwehr).

Ilona Brand bei der Herstellung der Zwiebelkuchen

Von Anfang an bis heute im Mitarbeiterteam dabei sind neben den drei Protagonisten Elke und Werner Graf, Hartmut Kern sowie Frau Krügel. Siggi Böller zeigt abschließend Fotos, die ihn beim Backen mit Kindern der Grundschule Laufamholz zeigen. Ilona Brand resümiert: „Mit jedem Fest lernten wir etwas dazu.“ Und Eike Brand konstatiert: „Auch wenn es beim Fest in Strömen regnete, kamen die Leute, kauften die Brote für zuhause und haben uns nicht darauf sitzen lassen!“

Und wenn Sie Lust bekommen haben, in das Team für das Backofenfest einzusteigen, informieren Sie sich gerne auf der Webseite des Vorstadtvereins über die heutigen Abläufe.

Dort finden Sie auch die Kontaktdaten des Ansprechpartners:
www.laufamholz.info/Veranstaltungen/Backofenfest/Backofenfest.shtml

Jan Gehrke
Arbeitskreis für Kultur & Geschichte im Vorstadtverein Nürnberg-Laufamholz e.V.

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