Scheins „Schlüsselerlebnis“ im März 1972

Die Ausstellung des in Nürnberg lebenden Künstlers ist eine Zeitreise ganz besonderer Art.
Für ihn stellten sich zwei wichtige Fragen.
Wie kann ich Zeit und Chaos bildnerisch darstellen?
Gibt es überhaupt eine zeichnerische Lösung für erlebte Phänomene, welche sich nicht durch schieres Abbilden wiedergeben lassen?

Eröffnung:
Freitag 8. September 2023 um 19:00 Uhr
Laudatio Bernd Zachow

Dauer bis Sonntag 8. Oktober 2023

Künstlergespräch:
Samstag 16. September 2023 um 14:00 Uhr
Sonntag  17. September 2023 um 14:00 Uhr

Öffnungszeiten:
Sa + So 14:00 – 18:00 Uhr und auf Anfrage
Während der Stadt(ver)führungen 10:00 – 21:00 Uhr

GALERIE RÖVER
90419 Nürnberg  Großweidenmühlstraße 19
0911  336897    info@o-roever.de    www.o-roever.deor061037

Was geht in jemandem vor, der in einem restlos außer Kontrolle geratenen Auto sitzt, welches sich gerade mit über 120 Stundenkilometern mehrere Male überschlägt? 

Der junge Kunststudent Uwe Schein hatte vor mehr als 50 Jahren genau dieses Erlebnis.  In diesem Augenblick hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Doch zu seinem großen Erstaunen erlebte er das turbulente Geschehen in Zeitlupe und ein unglaubliches Glücksgefühl erfüllte ihn. Der Unfall und die wahnsinnige Energie, welche auf ihn einwirkte, ließen ihn nicht mehr los. Schließlich ging es um Leben oder Tod.

Er wollte und musste das, was er da erlebt und überlebt hatte, irgendwie künstlerisch verarbeiten. Das Erlebnis prägte nachhaltig sein Kunstverständnis. 

Noch nie zuvor hatte er Zeit so intensiv wahrgenommen.  Auch das Chaos der Situation, welcher er gänzlich hilflos ausgeliefert war, faszinierte ihn sehr stark.

Für ihn stellten sich zwei wichtige Fragen. Wie kann ich Zeit und Chaos bildnerisch darstellen? Gibt es überhaupt eine zeichnerische Lösung für erlebte Phänomene, welche sich nicht durch schieres Abbilden wiedergeben lassen?

Schein wurde künstlerisch von den Themen „Zeit“ und „Chaos“ gefesselt und musste unbedingt mit Zeichenfeder und Tusche Mittel und Wege für ihre grafische Umsetzung finden. 

Heute bestechen seine Zeitarbeiten mit ihren zigtausend winzigen Tuschfederstrichen, welche sich auf DIN A4 Blättern zusammenballen. Sie zeugen von einer immensen Geduld und Ausdauer.  Auch das von ihm hierfür verwendete Papier ist schon allein durch seine Vergilbung einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen.

Auf seiner „Suche nach Chaos“ kam Schein auf den Klecks. Der Klecks ist für ihn das kleinste grafische Element des Chaos.  Unzählige Kleckse auf Zeilen gereiht, bilden seine Monumentalserie „Geordnetes Chaos“.  Schein ist überzeugt, dass Bildende Kunst die Aufgabe hat, dem Leben mit all seinen Facetten und Geheimnissen eine visuelle Sinnhaftigkeit zu verleihen. Dabei geht es immer auch um die Schöpfung selbst, welche sich in der Bildenden Kunst durch die Schöpfung von Bildern – nicht von Abbildern – widerspiegelt. Die jüngsten Werke sind unter dem Thema „Genesis in Transformation“  entstanden.  Sie sind eine Fortentwicklung seiner Zeit-Zeichnungen.

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