Digitalisierung – Viel Zeit bleibt nicht…

Beim Lesen der Publikation der staatlichen Förderbank KfW „Digitalisierung im internationalen Vergleich: Deutschland liegt bei IT-Investitionen weit hinten“ [Nr. 352, 14. Oktober 2021] können die Sorgenfalter ob der (zukünftigen) Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von (noch) Europas größter Volkswirtschaft, vor allen Dingen aber der mittelständischen Unternehmen, nur tiefer werden.

Das Ergebnis der Studie zeigt auf, dass hinsichtlich der Integration digitaler Technologien in der Wirtschaft Deutschland nur auf Rang 18 und damit an der Grenze zum hinteren Drittel der 28 EU-Länder liegt. Von anderen, bereits hoch entwickelten Ländern wie den USA, ganz zu schweigen.

Fazit: Keine Zeit mehr für Bedenkenträger! Während im internationalen Vergleich massiv in die IT investiert wird, liegen wir weit abgeschlagen zurück. Um den Abstand aufzuholen müssen, bezogen auf das BIP, die Investitionen mindestens auf das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache gesteigert werden! «Selbst im Herbst 2021 führt ein Viertel der mittelständischen Unternehmen unverändert keine Digitalisierungsaktivitäten durch. Weitere sechs Prozent haben sie während Corona eingestellt oder zurückgefahren.»

Das wiegt umso schwerer, da Investitionen in die digitale Transformation Zukunftsinvestitionen sind. Ohne sie kann kein technologischer Fortschritt stattfinden. Die Folge ist zwangsläufig der Verlust von Markt- und Wettbewerbsfähigkeit. Und was das auf Sicht bedeutet, kann sich jeder selbst vorstellen.

Mir sind in diesem Kontext
zwei relevante Aspekte bewusst:

1. Viele Unternehmer stecken derart massiv im operativen Tagesgeschäft, dass die Erarbeitung von überlebensnotwendige Zukunftsstrategien zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss. Das ist u.a. auch der überbordenden Bürokratie in Deutschland geschuldet. Hier der Weckruf an die Politik, endlich zu handeln und Unternehmen zu entlasten sowie die Mängel bei der digitalen Infrastruktur zu beheben.

2. Im Unternehmen nicht vorhandene Kompetenzen, die bedingt durch den Fachkräftemangel auch nicht kurz- oder mittelfristig gedeckt werden können, verschärft durch Probleme bei der Finanzierung. Da kommt heute die Information, dass im aktuellen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt hinsichtlich der im Parlament vorgestellten Budgets für die Mittelstands-Förderprogramme faktisch die Unterstützung für Innovationsprojekte kürzt, zur Unzeit. „Wenn die im Regierungsentwurf vorgesehenen Budgetansätze in dieser Höhe erhalten bleiben, wäre das eine dramatische Beschneidung des ZIM-Programms und faktisch dessen Ende“! Bereits über 90% des nun vorgestellten Budgets für 2022 sind durch bereits eingereichte Anträge aus dem Jahr 2021 reserviert. „So unterstützt man den innovativen Mittelstand nicht“!

Mir ist bewusst, dass es sich um ein komplexes, herausforderndes Thema handelt. Schließlich ist Digitalisierung nicht nur das Installieren irgendeiner Software, sondern eine ganzheitliche Unternehmensstrategie mit dem Ziel, erheblichen Mehrwert für Anwender und Kunden zu schaffen. Mir ist aber auch bewusst und ich hoffe, dass ich hier wertvolle Insights und Impulse geben kann, dass wenn die ganzheitliche Digitalisierung des Unternehmens nicht sofort angegangen wird, es nicht nur mehr darum geht, langfristig wirtschaftlicher, resilienter, agiler und wettbewerbsfähiger zu sein (Unternehmen mit Digitalisierungsaktivitäten weisen eine bessere Unternehmensperformance auf als Unternehmen ohne), sondern nicht weniger als die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel steht.

Jetzt gilt es sich Hilfe zu holen! Schnell! Denn auch externe, kompetente Hilfe, sei es durch eine Organisation wie das Mittelstand-Digital Zentrum Berlin (https://digitalzentrum.berlin) oder einen auf (ganzheitliche) Digitalisierung spezialisierten Dienstleister, wie es die Akademie der Kommunikation hier in Nürnberg ist, haben nur begrenzte Kapazitäten. Zur Erinnerung: Nicht die Großen schlagen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen!

Paul Söhnlein, selbstständiger Repesentant des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e.V.
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