Klaus Schamberger im Presseclub: Ein Leben für den Text

„Der Morlock ist für mich ein Halbgott“: Das sagt der Nürnberger Journalist und fränkische Kult-Autor Klaus Schamberger über den wohl bekanntesten Nürnberger Fußballer. So gibt es sicher viele Menschen, die den Stadt-Helden ebenfalls verehren, aber die Verbindung zwischen Schamberger und seinem Idol ist eine ganz besondere – nicht umsonst steckt er auch im Namen seines autobiografischen Buches „Wie ich einmal nicht der Morlock geworden bin“, das soeben – rechtzeitig vor seinem 80. Geburtstag am 14. März 20222 – erschienen ist. Im Presseclub hat Siegfried Zelnhefer mit Schamberger gesprochen. In dem Buch schildert Schamberger vor allem seine Kindheits- und Jugenderinnerungen. 

Ob Klaus Schamberger ein besonderes Verhältnis zu seiner langjährigen Heimatstadt Nürnberg hat, darauf antwortet er mit einem einfachen „Ja“. Heimat, das seien für ihn Sprache, Freude, Glücksgefühle, Gebäude und natürlich Menschen. Mit denen kam er in seiner langen beruflichen Laufbahn zuhauf in Berührung. Schamberger absolvierte zuerst eine Ausbildung, anschließend entschied er sich auf Anraten des ehemaligen Chefredakteurs der Nürnberger Abendzeitung für ein Volontariat. Was folgte, ist ein beispielloses Leben für den Journalismus. Der „Spezi“, wie er sich in einer Anspielung auf den Club-Spieler Alfred „Spezi“ Schaffer selbst nannte, veröffentlichte in den folgenden Jahren unzählige Glossen und Kolumnen in der Abendzeitung. Für die schreibende Zunft entschied er sich unter anderem aufgrund einer Leidenschaft für den Schriftsteller Erich Kästner. ,,Einen schöneren Beruf gibt es nicht“, sagt Schamberger. Mehrere Jahrzehnte verbrachte er bei der Abendzeitung, war in der Sportredaktion, später auch Redaktionsleiter. 2012 wurde die Nürnberger Ausgabe der Zeitung eingestellt, Schamberger denkt gerne an die Zeit zurück. ,,Ich verbinde mit dem Medium Menschen, mit denen ich mich auch über die Arbeit hinaus gut verstanden habe“, erzählt er. Mit seinen Texten und Büchern wurde Schamberger auch überregional bekannt, 35 Jahre lang sprach er seine eigenen Geschichten für den Bayerischen Rundfunk ein. Trotz mehrerer Stellenangebote aus München und Hamburg hielt er Nürnberg immer die Treue. 

Mit der Stadt ist er familiär verwurzelt, was er auch in seinem neuen Buch beschreibt. Er erzählt von den Spannungen Widersprüchlichkeiten innerhalb einer Familie in der Zeit des 

„Dritten Reiches“. Einer von Schambergers Großvätern war im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, der andere Mitglied der NSDAP. Dieses Fundament nahm er in seine Arbeit mit: Er ist ein großer Mahner, die Gräueltaten der Nationalsoziali_sten nicht zu vergessen. Im Presseclub liest er dazu aus seinem Leben vor. ,,Ich habe mir häufig die Frage gestellt: Was hättest du damals getan?“, meint er. 

Einen großen Stellenwert nimmt in Schambergers Buch schließlich der Club ein. Bereits als Kind begann die Verbundenheit mit dem Verein und seinem Idol Max Morlock. Schamberger liest aus einer Geschichte vor, als die Fußball-Ikone die Kinder ohne Tickets eigenhändig ins Stadion zum Spiel gegen Viktoria Aschaffenburg ließ. Auch heute ist er dem Club noch treu – auch wenn seine Liebe nicht mehr ganz so lodernd ist. Nicht zuletzt hat Schamberger den Satz „Der Glubb is a Debb“ geprägt. Angesprochen auf die Frage, wie es dazu kam, kann er keine Antwort mehr geben. Er weiß aber, dass sich Vereinstreue und Kritik vertragen: ,,Wenn man sich mit einer Institution verbunden fühlt, ist es auch in Ordnung, mal zu meckern“, meint der Journalist. Denn schließlich ist der Club für ihn vor allem eines: ein Stück Heimat.

Text: Julian Hörndlein

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