Ein Broemme-Hut ist immer gut

Nürnberg ist um ein Stück Traditionshandwerk und um ein kleines, aber  traditionsreiches Museum ärmer geworden: Mit dem Nürnberger Original Horst Brömme (85) aus der Inneren Laufer Gasse ist einer der ältesten deutschen Hutmacher von uns gegangen.

Sein Urgroßvater Johann Brömme kam als Wandergeselle nach Nürnberg und eröffnete 1878 seine Werkstatt im heutigen Stammhaus am Laufer Schlagturm. Er wurde in der Stadt bekannt als der „Hutmacher am Turm“.

Als der Club im Nachkriegs-Nürnberg im Zabo neuen Erfolgen entgegen fieberte, war ein Brömme stets dabei: An den Banden prangte der Werbespruch  „Ein Broemme-Hut ist immer gut.“ Horst hat das Handwerk und die Kunst des Hutmachens von der Pike auf gelernt. Er durchlief Stationen in Hutfabriken, Ateliers und im renommierten Fachhandel in Köln bevor er 1964 den Familienbetrieb in vierter Generation übernahm.

Ab den 50er Jahren entstanden Niederlassungen in der Breiten Gasse, in der Ostermeyer Passage, in der Ludwigstraße und am Hallplatz sowie in Erlangen. Seit Jahrzehnten stellte Brömme auch Maßanfertigungen für Trachten- und Heimatvereine in ganz Deutschland her.

Anfang Mai 2003 zum 125jährigen Jubiläum eröffnete er ein privates Hut-Museum in der Inneren Laufer Gasse 31/33. Zwischen Prägemaschine für Initialen, Monogramm-Stanze, Dampfglocke und  Strohhutnähmaschine fühlte sich das Altstadt-Original pudelwohl, wenn er seinen Gästen anschaulich machte, wie aus feinstem Hasen-, Biber- oder Wildkaninchenhaar gefilzt, geformt und geschnitten wurde.

Zwischen handgeschraubtem Konformateur, hunderten von gedrechselten Formillions, den klassischen Hutformträgern, passte er vor den staunenden Augen seiner Besuchern Hüte nach Wahl genau an die Kopfform des Trägers an – ob Homburger, Swinging Pork, Barbour oder Bosalino, Spanier oder Indiana-Jones-Hut. Aus einem Conus, der Urform, zauberte er mit viel Geschick, martialisch anmutendem Hutweiter, surrenden Poliermaschinen und undurchdringlichem Dampf aus Blattlausscheiße zum Glück seiner staunenden Kunden schnell ein einmaliges Kunstwerk. Das eine haben diese schnell verstanden: Mit einem perfekt aussehenden Hut aus Brömmes Hand wirkte plötzlich ein alter Anzug, ein verstaubtes Gewand oder ein vergessenes Kleid  völlig neu.

Horst Brömme starb am 15. November nach kurzer, heftiger Krankheit. Er hinterlässt eine Frau, zwei Söhne und vier Enkel und ein geschlossenes Hut-Museum und einen ewigen Zauber seines langsam aussterbenden Handwerks, das dem Leben modischen Schwung gab.

Foto und Text: Udo Dreier

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