Ein stilles Jubiläum – 1000 Jahre Großgründlach

Der Nürnberger Stadtteil Großgründlach befindet sich nördlich der Innenstadt nahe der Einflugschneise des Albrecht-Dürer Airports.
Durch den Ort fließt die Gründlach und der Mühlbach. Im Nordwesten grenzt das Flurgebiet „Stöckelwiesen“ an, im Norden „Bei der Marter“ und im Osten „Himmelreich“. Im Westen liegt das Waldgebiet „Irrgarten“ und der Schwemm- und der Mühlweiher. Dort befinden sich die Obermühle und Kleingründlach. Im Süden beginnt das Knoblauchsland.
Der Ort wurde 1021 in einer in Augsburg ausgestellten Urkunde Kaiser Heinrichs II. als „Crintilaha“ das erste Mal urkundlich erwähnt, als der König diesen Ort, zusammen mit den Orten Eltersdorf, Herpersdorf bei Eckental, und Walkersbrunn für sein Seelenheil“ der Bamberger Kirche übereignete. Die Region wurde damit vom östlichen Teil des Bistums Würzburg abgetrennt. Großgründlach ist somit der älteste erwähnte Stadtteil Nürnbergs.
Eingerahmt zwischen historischen Fachwerkhäusern und dem „Schloss“, ragt der mächtige Turm der Kirche St. Lorenz mit seiner Sonnenuhr heraus. Im Kircheninneren befinden sich Ausstattungsstücke wie z. B. Grabplatten und ein barockes Grabdenkmal.
An der Stelle des heutige Barockschlosses in unmittelbarer Nähe der Kirche, stand vermutlich die im 13. Jahrhundert errichtete Stammburg des Reichsministerialengeschlechts derer von Gründlach. Gründlach wurde der Mittelpunkt ihrer ausgedehnten Herrschaft. Im Gebiet des Sebalder Reichswaldes, beiderseits der Regnitz und der Erlanger Schwabach, im Seebachgrund sowie an der Bibert und Zenn konzentrierten sich ihre Besitzungen. Um 1314 sind die Gründlacher in männlicher Linie erloschen und die Alleinerbin war Margarete von Gründlach. Sie und ihr Ehemann, Graf Gottfried von Hohenlohe-Brauneck, waren 1323 gezwungen, den größten Teil der Besitzungen, darunter das Eigengut Gründlach, an Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg zu verpfänden und 1326 zu verkaufen.
1343 verkauften die Burggrafen Johann und Albrecht die „Veste“ an Kunigunde von Orlamünde, Witwe des Grafen Otto VII. von Orlamünde, die noch in diesem Jahr das Zisterzienserinnenkloster Himmelthron stiftete. Die Burg und ihr Zubehör (darunter der sie umgebende Baumgarten sowie der über der Hauptstraße gelegene Bauhof) dienten zunächst als Anlagevermögen des Klosters, mit dessen Verwaltung die Gräfin Konrad Groß, den Stifter des Nürnberger Heilig-Geist-Spitals, betraute. Es kam jedoch zu Auseinandersetzungen, die 1348 zum Umzug des Konvents nach Großgründlach führten. Die Pfarrkirche wurde zur Klosterkirche umgebaut und zu diesem Zweck mit einem Nonnenchor bis zur Burg verlängert, die wiederum zum Kloster adaptiert wurde. Im Zuge der Reformation löste sich 1525 der Konvent selbst auf. Die Reichsstadt richtete für die zugehörigen 36 Anwesen in Großgründlach und ein Gut in Reutles ein eigenes Amt ein, dessen Pfleger in der Klosterburg wohnte, bis zu seinem Tod 1545 amtierte dort Wolf Löffelholz. Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde Gründlach am 23. Mai 1552 niedergebrannt.
1572 kaufte der Nürnberger Patrizier Philipp Geuder die durch den Rat nach 1552 nur notdürftig in Stand gesetzten Gebäude mit dem zugehörigen Besitz und ließ mit erheblichem Kostenaufwand das Schloss innerhalb der noch vorhandenen Umfassungsmauern wieder aufbauen. Nach seinem frühen Tod fiel der Besitz 1581 zunächst an seine Witwe Katharina, geb. Welser, die das zum Kauf benötigte Kapital bereitgestellt hatte. Das Schloss war aber nur provisorisch wiederhergestellt worden und dabei immer noch als Wehrbau konzipiert. An der Südostecke erhob sich der alte Bergfried, vor dem ein Torhaus angebaut war, daneben führte der Eingang in das weitgehend fensterlose Erdgeschoss und den Innenhof. Mit dem Bergfried korrespondierten an den drei übrigen Ecken Türmchen am Dachgeschoss; auch in der Mitte der Südfront erhob sich ein Dacherker. Auf der Ostseite war die ebenfalls zweigeschossige, mit dem Langhaus der Kirche unter einem Dach stehende ehemalige Nonnenkirche angebaut.
1616 erbten die Pfinzing Schloss und Grundherrschaft, was zu jahrzehntelangen Prozessen mit der Familie Welser führte, die ebenfalls Anspruch auf Gründlach erhob. 1634 wurden Schloss, Dorf und Kirche durch kurbairische Truppen zerstört. Das Schloss blieb 50 Jahre als Ruine liegen. Erst 1685 begann Karl Sebastian Pfinzing mit dem Wiederaufbau. Ende 1698 war der Bau weitgehend vollendet. Unter Verwendung der erhaltenen Außenmauern wurde anstelle der alten Burg ein barocker zweigeschossiger Vierflügelbau errichtet, der einen regelmäßigen Hof umschließt (die offenen Arkaden auf dessen Südseite wurden erst 1924 vermauert). Den Bergfried brach man ebenso ab wie die ehemalige Klosterkirche, die das Bindeglied zwischen Schloss und Pfarrkirche gebildet hatte. Diese war vermutlich im 13. Jahrhundert anstelle einer Burgkapelle entstanden, deren Apsisfundamente 1987 im Schiff der Kirche aufgedeckt wurden; das aufgehende Mauerwerk der Nordseite ist noch in der nördlichen Langhauswand der heutigen Kirche erhalten. Die Südseite des Schlosses besteht aus neun Achsen, wobei die mittlere Torachse einen Risalit und ein Zwerchhaus im Mansarddach besitzt. Der Innenausbau zog sich noch längere Zeit hin. Der reich stuckierte Theatersaal ist mit den Allianzwappen des Christoph Carl Pfinzing (1680–1739) und seiner 1720 verstorbenen Gemahlin Helena Catharina Tucher dekoriert. Die lateinische Inschrift über dem Eingang vermeldet den Abschluss der Bauarbeiten für das Jahr 1723. Auch in den folgenden Jahrzehnten erhielten mehrere Räume noch prachtvolle Stuckdecken.
Nach dem Erlöschen der Gründlacher Linie der Pfinzing kamen Schloss und Grundherrschaft 1739 an die Henfenfelder Linie und nach deren Aussterben 1764/66 an die Haller von Hallerstein, daher wird es auch Hallerschloss genannt. Auch diese setzten die Verschönerung von Schloss und Garten fort. Vor allem wurde 1769 durch die Anlage einer Allee eine Sichtachse vom Einfahrtstor an der Hauptstraße durch den Barockgarten vor dem Schloss nach Westen geschaffen, die zu einer seit 1794 allmählich aufgelassenen Weiherkette zwischen den beiden Armen der Gründlach führte. Die um diese Zeit neu gepflanzte Allee aus Pyramidenpappeln musste später mehrmals ersetzt werden, zuletzt im Herbst 2004 durch Winterlinden. Das Schloss gehörte seit 1766 den Zwillingsbrüdern Johann Georg und Johann Sigmund Haller von Hallerstein. Für den letztgenannten, der 1794 bis 1804 als Reichsschultheiß die Geschicke Nürnbergs bis kurz vor dessen Einverleibung durch das Königreich Bayern gelenkt hatte, wurde 1805 ein klassizistisches Monument auf einem künstlichen Hügel in der so genannten Herrenwiese errichtet.
Seit 1873 gehört das Schloss der Sigmund Freiherr von Hallerschen Familienstiftung. Ein Bombenangriff brachte 1943 erhebliche Schäden an Dach, Fenstern, Türen und Stuckdecken, die ab 1947 wieder behoben wurden. Teile der barocken Garten- und Parkanlage sind erhalten; nach Westen führt eine Allee in die Landschaft. (CKR und Wikipedia)
Öffentliche Feierlichkeiten zum 1.000jährigen Jubiläum konnten, pandemiebedingt, in diesem Jahr leider nicht stattfinden. Lediglich Kunstobjekte des Erlanger Künstlers Dieter Erhard wurden in den Schwemmweihern bei Kleingründlach anlässlich des runden Geburtstages ausgestellt.

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