Die „Schlagrahmdampfer“ von Fürth-Kronach

Seit 1846 führte an Kronach der Ludwig-Donau-Main-Kanal vorbei, dessen Bau im Jahr 1835 begann. Die historische Wasserstraße verlief damals von Kelheim nach Bamberg. 

Kronach wurde bald ein beliebter Ausflugsort der Fürther und Nürnberger Bevölkerung, weil der kleine Ort eine Anlegestelle am Ludwigskanal hatte. Ab 1877 erfährt man erstmals von den Ausflügen. Ein besonderes Ziel hat dabei Geschichte gemacht, das „Wirtshaus Memmert“, der spätere „Weigel“. Im Juni 1906 eröffnete ein Herr Weyermann den Ausflugsverkehr zwischen Poppenreuth und Kronach, indem er ein Kanalschiff, von einem Pferd gezogen, auf der 2,5 Kilometer langen Kanalstrecke verkehren ließ. 

Ab 1907 wurde ein mit Dampf betriebenes Boot eingesetzt, und ab August 1913 verkehrte ein Motorboot. Durch den Ersten Weltkrieg ruhte dann der Betrieb. Er wurde 1925 wieder aufgenommen. An den Sonn- und Feiertagen verkehrten nun regelmäßig die . „Schlagrahmdampfer“ von Nürnberg-Doos bis zur Restauration Weigel in Fürth-Kronach. Das erste Schiff war die Antonia, schon 1926 kam ein zweites, die Karl, dazu. 1928 folgte als drittes Schiff die Hansi. 1928 wurde auch der Gasthausbetrieb vergrößert. 

Wie es zu dem Namen „Schlagrahmdampfer“ kam:

Die drei Ausflugdampfer waren Eigentum der Familie Weigel. Sie verkehrten von Nürnberg-Doos nach Fürth-Kronach und zurück. Eine einfache Fahrt kostete für Erwachsene 20 Pfennig und für Kinder die Hälfte. Das Gasthaus Weigel in Kronach hatte eine eigene Anlegestelle. Dort stiegen die Fahrgäste aus und gingen traditionsgemäß in den Biergarten wo es nachmittags Kaffee, Kuchen und eine Vesper gab. Wer sich einen Kaffee mit Schlagsahne bestellte, fand unter seiner Tasse eine kostenlose Rückfahrtkarte nach Doos – daher der Name Schlagrahmdampfer.

Zum Leidwesen vieler Fürther und Nürnberger wurde zu Anfang des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939, der Ausflugsverkehr  als „Luxus“ verboten. In den letzten Wochen des Krieges wurde auch der alte Ludwigskanal von den Bomben der Allierten getroffen. Er lief streckenweise aus. Nach Ende des Krieges wurde er nicht wieder aufgebaut – die verbleibenden Kanalstrecken versandeten  immer mehr und eine Schifffahrt war nicht mehr möglich. Der jüngste Spross der Weigel-Flotte, der Hansi, wurde noch während des Kriegs verschrottet, weil sein Material für die Rüstungsindustrie benötigt wurde. Die anderen beiden verbleibenden Schiffe, die Antonia und der Karl, überlebten den Krieg unversehrt. Sie wurden nach Bremerhaven verkauft und sollten auf dem Wasserweg dorthin gelangen. Die Antonia wollte nicht in den Norden. Sie schlug kurz nach Kronach Leck und versank im alten Ludwigskanal.

Führte der Ludwig-Donau-Main-Kanal lange noch am Ort vorbei, durchschneidet jetzt der 1972 eröffnete Frankenschnellweg das Dorf Kronach regelrecht in zwei Teile. 

Wo damals eine Idylle mit Wasserrauschen, schnatternden Gänsen und Enten, stolzen Schwänen und langen Alleen mit Obstbäumen (die Kanaläpfel und -birnen, vom Volksmund wegen ihrer Härte  „Katzenköpf’“ genannt, waren begehrt – sie konnten aber nur in gekochtem Zustand genossen werden) angesiedelt war, fließt heute der laute Autoverkehr auf dem Frankenschnellweg. 

Den Gasthof Weigel und seinen Biergarten gibt es heute noch. In den Räumen des Lokals befinden sich zahlreiche Dokumente aus der „guten alten Zeit“. Dazu gehören auch die Modelle der drei Ausflugschiffe, die der Kapitän Weigel in den Wintermonaten selbst gebaut hatte.

Fotos: Archiv (privat) und CKR

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