Barbara Regitz, MdL nutzte die Woche der Ausbildung und schaute bei Holzbau Keilholz und beim „Speed-Dating“ der IHK vorbei.
Mitte März fand in ganz Deutschland die Woche der Ausbildung statt. Barbara Regitz hat die Themenwoche zum Anlass genommen, um einmal genauer hinter die Kulissen eines Ausbildungsbetriebs in ihrem Stimmkreis Nürnberg-Nord zu blicken und bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken das „Speed-Dating“ von Jugendlichen mit Firmen zu verfolgen.
In Kraftshof besuchte die Landtagsabgeordnete die Holzbaufirma und Zimmerei Keilholz, die 1875 gegründet wurde und somit seit 146 Jahren existiert. Beim Empfang im Bürogebäude überreichte Barbara Regitz zunächst dem Firmeninhaber und Geschäftsführer Georg Keilholz, dessen Familie das Unternehmen in fünfter Generation betreibt, einen großen Holzlöffel und eine Packung Löffelbiskuits. Der Hintergrund dieses Begrüßungsgeschenks: Im Jahr 1909 wurde in Bayern und später in ganz Deutschland die Tradition geprägt, dass Zimmererlehrlinge immer einen Löffel bei sich haben. Ein ehrwürdiger und erfahrener Zimmerer hat nach vollendeter Arbeit bis heute in jedem Wirtshaus Anspruch auf eine warme Suppe. Getragen wird der Löffel in einer Gürtellasche vorn an der Arbeiterhose.
Azubine bei Keilholz – völlig selbstverständlich
Barbara Regitz, die auch Vorsitzende des Bezirksverbands der Frauen-Union Nürnberg-Fürth-Schwabach ist, wollte wissen, ob es denn in der Zimmerei Keilholz auch weibliche Auszubildende gibt? In Deutschland lag die Quote von Frauen, die einen Ausbildungsvertrag im Zimmereihandwerk abgeschlossen haben, 2019 bei lediglich 2,4 Prozent.
Bei Keilholz lernte die Abgeordnete mit Leonie Schnetz eine aufgeweckte Azubine kennen, die sehr für ihren Job in einem eher frauenuntypischen Metier brennt. Sie erzählte, schon als Kind mit ihrem Vater mit Holz „gebastelt“ zu haben und deshalb gerne mit diesem Material auch berufsmäßig zu tun haben wollte. Und als „Zimmerin“ wolle sie später auch mal ganze Häuser bauen.
Georg Keilholz erläuterte den Weg der Ausbildung: Grundsätzlich dauert die Ausbildung drei Jahre. Am Anfang steht ein Berufsgrundschuljahr, dann folgen zwei Jahre Ausbildung im Betrieb und einige Wochen überbetriebliche. Der Unternehmer gab zahlreiche allgemeine Einblicke in das Zimmererhandwerk und seinen Betrieb. Er berichtete ebenso von aktuellen Herausforderungen wie Lieferengpässen und Preissteigerungen, die letztlich auch den Kunden betreffen.
Barbara Regitz wünschte Leonie Schnetz viel Erfolg, dankte dem Ausbildungsbetrieb und richtete sich an den Nachwuchs: „Nur Mut, Mädels! Nicht nur für starke Jungs ist der Beruf des Zimmerers geeignet. Wer gerne mit Holz arbeitet, in schwindelerregenden Höhen klettert und sich für Energieeffizienz, nachwachsende Rohstoffe, Digitalisierung im Handwerk usw. interessiert und auch mal ganze Häuser bauen will, sollte sich das Zimmererhandwerk anschauen. Mit Hilfe der modernen Technik und entsprechenden Geräten lässt sich das schwere Material durchaus bewältigen.“
„Mit der dualen Ausbildung verbinden wir Theorie und Praxis.“
Als Fazit ihres Besuchs zog Barbara Regitz: „Für die Zukunft unseres Landes gibt es wohl kein wichtigeres Thema als eine profunde Ausbildung. Die Zielsetzung in Deutschland ist dabei völlig klar: Wir setzen auf die duale Ausbildung und verbinden Theorie und Praxis. Wir legen auf die duale Ausbildung so viel Wert, weil sie den jungen Menschen echte Perspektiven und Zukunftschancen ermöglicht und unserer Wirtschaft Fachkräfte sichert.“
Auf Einladung der IHK Nürnberg für Mittelfranken nahm Barbara Regitz als Besucherin an einem „Speed-Dating“ von Jugendlichen mit Firmen als deren potenzielle Arbeitgeber teil. Die Veranstaltung fand unter Einhaltung sämtlicher Abstands- und Hygieneregeln im Gebäude der IHK am Hauptmarkt hybrid statt, d.h. die Jugendlichen waren in Präsenz vor Ort, ihre „Dating-Partner“, die Vertreter der Unternehmen, online zugeschaltet. Das Ziel ist, Betrieben und Einrichtungen auf der einen und Schülerinnen und Schülern aus Mittel-, Wirtschafts-, Realschulen und Gymnasien auf der anderen Seite eine Gelegenheit zu bieten, sich gegenseitig kennenzulernen und bestenfalls im Nachgang einen Ausbildungsvertrag für das Jahr 2021 bzw. 2022 zu schließen.
Barbara Regitz, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultus im Bayerischen Landtag, zeigte sich hoch interessiert an dieser modernen Form der Kontaktanbahnung, von der beide Seiten profitieren können. Bei den verschiedenen „Speed-Datings“ wurde die Abgeordnete von Caroline Schweizer (Organisatorin) und Stefan Kastner (Leiter Geschäftsbereich Berufsbildung) begleitet.
Gespräche auf Augenhöhe
Man war sich einig: Präsenz-Vermittlungstage sind grundsätzlich besser, wenn beide Seiten vis-a-vis sitzen und sich gegenseitig in die Augen schauen können. Aber in Corona-Zeiten gilt es eben, andere Möglichkeiten zu finden und in jedem Fall den Schülern etwas anzubieten. Trotz Videokonferenzen finden die Gespräche auf Augenhöhe statt. Wenn die IHK das „Speed-Dating“ in ihren Räumlichkeiten ausrichtet, werden mehr als 80% der Termine seitens der Jugendlichen wahrgenommen. Meistens führt jede Firma mit zumindest einem Bewerber im Anschluss ein weiteres Gespräch und auch Ausbildungsverträge sind schon zustande gekommen. Das ist ein schöner Erfolg für alle Beteiligten.
Barbara Regitz konnte u.a. Zaungast beim Gespräch einer jungen Frau sein, die ein Studium in Syrien absolviert hat und nun hier in Deutschland auf eine Ausbildung im IT-Bereich setzt. Einen Raum weiter: Ein junger Mann möchte jetzt seine Ausbildung starten und die Agentur für Arbeit hat ihn an das „Speed-Dating“ der IHK vermittelt. Er hat den Wunsch, mit Kunden zusammenzuarbeiten, und beim „Dating“ bereits Gespräche mit N-ERGIE und der Deutschen Bahn geführt.
Rund 13% aller Ausbildungsstellen 2020 unbesetzt
Stefan Kastner gab zu bedenken, dass es 2020 in Deutschland 12% weniger Ausbildungsverträge als im Vorjahr gab, aber auch rund 13% aller Ausbildungsstellen unbesetzt blieben. Während Corona fällt die Berufsberatung weg. Umso wichtiger seien aktuell und sicher auch künftig digitale Angebote. Sandra Witt (kaufmännische Bildungsberaterin der IHK Nürnberg für Mittelfranken) unterstrich die Bedeutung des „Speed-Dating“ als Infobörse. Neben informieren gilt es, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen.
„Ausbildung hat oberste Priorität!“
Barbara Regitz bedankte sich bei den Verantwortlichen der IHK Nürnberg für Mittelfranken für die interessanten Einblicke, die sie beim „Speed-Dating“ gewinnen konnte: „Ein großes Lob meinerseits an die IHK für diese gelungene moderne Veranstaltungsform. Hier bekommen alle ihre Chance, auch bei Lücken im Lebenslauf, Ausbildungs- oder Schulabbrecher. Wenn der Kontakt zu einem Betrieb einmal geknüpft ist, schreibt sich die Bewerbung leichter.
Wie wichtig die Aufklärung über unser Schul- und Ausbildungssystem ist, wird bei Neuzuwanderern besonders deutlich. In vielen Ländern werden wir für unsere Fachkräfte und im europaweiten Vergleich auch für die geringe Jugendarbeitslosigkeit beneidet. Das kommt nicht von ungefähr. Statt einer reinen „Anlernphase“ von wenigen Wochen dauert bei uns eine solide Ausbildung eben drei Jahre.
Wir alle müssen uns immer wieder vor Augen führen – und das nicht nur in einer bestimmten Themenwoche – wie wichtig ein funktionierendes Ausbildungssystem, v.a. das der dualen Ausbildung, für unsere Gesellschaft, unser Land und seine wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit ist. Deshalb sei an dieser Stelle allen Unternehmern gedankt, die Jugendliche und junge Erwachsene an die Hand nehmen. Ausbildung gibt ihnen Perspektiven, bindet sie von Anfang an in den Beruf ein. Für mich hat Ausbildung oberste Priorität und ist daher das Top-Thema unserer Zeit!“