Die Auswirkungen sind noch überschaubar

Horst Müller führt seit fast 25 Jahren das Wirtschaftsreferat der Stadt Fürth. Wir haben uns mit ihm unterhalten, wie sich die Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage in der Kleeblattstadt auswirkt. 

Die wirtschaftliche Situation ist ähnlich wie in den Städten und Kommunen in ganz Bayern, nicht rosig, aber insgesamt ist Fürth vor großen nennenswerten Insolvenzen und finanziellen Einschlägen bis jetzt verschont geblieben. Fürth hat auch keine außergewöhnlich hohe Arbeitslosigkeit zu vermelden. Die ist, wie auch in ihren Nachbarstädten, gerade mal ein Prozent höher im Vergleich zum letzten Jahr. Das ist zwar alles nicht gerade positiv, wie der Wirtschaftsreferent betont, aber von den wirtschaftlichen Auswirkungen her noch überschaubar. Auch geplante kommunale Bauprojekte müssen nicht auf Eis gelegt werden. Aber er ist überzeugt, bei einem noch längeren Lockdown wird sich das auch in Fürth ändern. Noch ermöglicht die Politik den Arbeitgebern das Instrument der Kurzarbeit in ihren Betrieben. Die Arbeitslosenzahl wird sich dann gravierend ändern, wenn diese Maßnahme endet – er vermutet jedoch, dass die Kurzarbeit mindestens bis zur Bundestagswahl ausgedehnt wird: „über die Finanzierung macht sich darüber noch niemand Gedanken“. Außerdem ist zur Zeit die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Geht dies allerdings zu Ende, wird eine hohe Zahl an Insolvenzen im Einzelhandel und in der Gastronomie befürchtet. Die Stadt Fürth hat zwei Hilfsprogramme mit je einer halben Million Euro aufgestellt. Ein Teil ist für den Einzelhandel, hauptsächlich für inhabergeführte Läden, angedacht, der andere Teil kommt der Fürther Wirtschaft zugute. Das ist allerdings nur Begleitmusik, dennoch mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: „wenn das große Orchester in Berlin jedoch weiter so spielt wie jetzt, nützt die ganze Begleitmusik wenig.“, so Wirtschaftsreferent Horst Müller und spricht die zugesagten staatlichen Hilfen an. Die Novemberhilfen sind ungefähr zu 87 Prozent nach 5 Monaten ausbezahlt und bei den Dezemberhilfen steht ein noch größerer Teil aus. Das ist nicht zu entschuldigen – auch nicht mit Softwarefehlern, die sich erst bei Inbetriebnahme zeigten. Auch das Versprechen an die Gastronomie, 75 Prozent des letztjährigen Umsatzes auszuzahlen, wurde so nicht eingehalten. Der zeitliche Verzug ist das Problem – es geht im Einzelhandel und in der Gastronomie ums nackte Überleben. Die Folge eventueller Pleiten ist eine geschäfts- und menschenleere Innenstadt. Die Frage an den Fürther „Kärwa-Referenten“ Horst Müller, was seine Prognose für eine heuer stattfindende Michaelis Kirchweih sei, konnte er verständlicherweise nicht beantworten. Das hänge von dem Verlauf der Pandemie ab. Er vermisse den traditionellen Kirchweihbetrieb und den Erntedankzug sehr. Das sei zwar für Fürth wirtschaftlich nicht relevant, aber die „Königin der fränkischen Kirchweihen ist neben der SpVgg der Image-Faktor, immaterielles Kulturerbe und verleiht der Kleeblattstadt einen Glanz, der weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlt.“ 

Horst Müller
Berufsmäßiger Stadtrat und Wirtschaftsreferent

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