Wildes Wohnzimmer

Gemeinsames Engagement: Jäger, Imker, Landwirt und Jagdgenossenschaft trafen sich mit der Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ bei den Blühwiesen in Weinzierlein. Zusammen mit Landrat Matthias Dießl (2.v.r.) tauschten sie sich über die Bedeutung des Wildlebensraums für Tiere und Pflanzen aus. Foto: Landratsamt Fürth

„Wildes Wohnzimmer“: Wie in Weinzierlein zwei riesigeWildlebensräume geschaffen wurden

Jäger, Imker und ein Landwirt haben in Weinzierlein in den vergangenen Jahren zwei große Flächen zu Wildlebensräumen umgewandelt. Dazu haben sie entsprechende Pflanzen auf zwei Grundstücken gepflanzt. Die eine Blühfläche wurde 2018 angesät und ist rund 2500 Quadratmeter groß. Die zweite Fläche wurde Ende April 2020 angesät und umfasst knapp 5800 Quadratmeter. Dort traf sich die Regionalinitiative “Gutes aus dem Fürther Land” zusammen mit Landrat Matthias Dießl und dem örtlichen Bürgermeister Thomas Zwingel. Die Projektpartner informierten die Gäste über die Hintergründe der Aktion: Daran beteiligt ist Helmut Stoll, Landwirt, Jäger und Jagdpächter aus Weinzierlein. Er hat die beiden Grundstücke von Eigentümer Wolfgang Meyer gepachtet, mit der Maßgabe, darauf langjährige Blühflächen anzusäen und zu pflegen. Die Imker Jürgen Wied, Gerhard Behringer und Hans-Peter Härtl aus Weinzierlein haben das Saatgut für die Blühflächen bezahlt. Tatkräftig unterstützt wird die Aktion durch den Jagdvorstand des Jagdbezirks Weinzierlein. „Ganz wichtig ist das Miteinander der beteiligten Jäger, Imker und Jagdgenossenschaft. Ein Gegeneinander hätte diesen neuen Naturraum nicht vorangebracht“, so Helmut Stoll, der sich hierfür auch bei seinen Mitstreitern und den Grundstückseigentümern aus Weinzierlein für den großen Einsatz ganz herzlich bedankt. Landrat Matthias Dießl fand lobende Worte für dieses Engagement: “Hier wurde ein Stück ursprünglicher Wildlebensraum geschaffen. Daran sieht man, wenn man der Natur Zeit lässt und sie wenig beeinflusst, was sich entwickeln kann.” Die Verantwortung beginne bei jedem selbst, einen Teil für die Natur beizutragen, betonte der Landrat. Das zeigen die Akteure, die mit viel Eigenleistung ein Stück Wildlebensraum geschaffen haben. Die Projektpartner haben dabei bewusst auf Fördergelder verzichtet und ihre jahrelange Erfahrung einfließen lassen. Letztlich wurde die Natur größtenteils sich selbst überlassen. Sofern Arbeiten zu verrichten waren, wurden diese behutsam vorgenommen.

Die Wildlebensraumberatung am Fachzentrum Agrarökologie am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) Uffenheim ist Ansprechpartner für Landwirte, Jäger und Jagdgenossen in ganz Mittelfranken, die solche Wildräume schaffen wollen. Ziel ist es, Lebensräume für Wildtiere in der Agrarlandschaft zu verbessern und zusammen mit den Beteiligten praktikable Lösungen zu finden. “Mit der Einstellung von Wildlebensraumberatern auf Bezirksebene hat Bayern einen innovativen Weg beschritten”, erläuterte der Landrat. “Kein anderes Bundesland verfügt über ein vergleichbares Angebot – eingebunden in eine staatliche Verwaltungsstruktur und kostenlos für alle, die diese Beratung in Anspruch nehmen”, sagte er. Entscheidend für den Erfolg aller Maßnahmen sei der persönliche Wille aller Beteiligten und eine solide, praxisbezogene Wildlebensraumberatung. Durch gemeinsames Handeln von Landwirten und Jägern liesen sich wertvolle Lebensräume entwickeln, wie die Beispiele aus Weinzierlein zeigten. Matthias Dießl hofft, “dass die beiden Projekte aus Weinzierlein viele Nachahmer im Landkreis finden.” Wer Interesse habe, könne sich bei der Wildlebensraumberatung entsprechende Informationen einholen. Wildräume, so betonte der Landrat, könne letztlich jeder schaffen: Grundstückseigentümer und Landwirte, Kommunen, Garten- und Balkonbesitzer, Jäger, Imker, Fischer und viele mehr. Ob dabei eine Förderung in Anspruch genommen wird oder – wie im Fall von Weinzierlein – nicht, muss dabei jeder für sich entscheiden. Wie die Projektpartner aus Weinzierlein berichteten, sei der Handlungsspielraum größer, wenn auf Fördergelder verzichtet werde. So könne sehr individuell und feinfühlig auf die Situation vor Ort eingegangen werden. Bei einer Förderung sei dies nicht immer so einfach möglich. Diesen größtmöglichen Spielraum wollten die Akteure aus Weinzierlein erhalten. Durch derartige partnerschaftliche Projekte können auch Konflikte zwischen der Jagd und Waldbesitzern aber auch Landwirten minimiert werden. “Durch Wildäcker werden auch neue Lebensräume für das Wild geschaffen. Wildschäden in den Wäldern können dadurch verringert werden”, erklärte Matthias Dießl. Diese positiven Folgen seien auch in Weinzierlein zu sehen, berichteten die Jäger. Durch solche Wildflächen steigt die Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Das führt zu einem ausgeglichenen Ökosystem, das im Interesse aller Menschen ist.

Landrat und Bürgermeister bedankten sich bei den Projektpartnern für das “tolle Engagement für die Natur” und wünschten weiterhin viel Erfolg und eine gute Zusammenarbeit.

Wildes Wohnzimmer in Weinzierlein: Jäger, Imker, Landwirt und Jagdgenossenschaft haben gemeinsam ein Stück ursprünglichen Wildlebensraum geschaffen – ideal für Flora und Fauna.
Foto: Roland Beck
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